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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. August 2006
17:39 MESZ
Protestbrief prominenter Künstler gegen Steuergeld für Breker-Schau
Gegen "Verwendung öffentlicher Mittel für die Rehabilitation von Nazi-Kunst"

Berlin/Schwerin - 125 Künstler haben in einem offenen Brief gegen die Schweriner Arno-Breker-Ausstellung protestiert. Sie kritisieren besonders die "Verwendung öffentlicher Mittel für die Rehabilitation von Nazi-Kunst". Der Brief ist unter anderem unterschrieben von dem Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, dem Präsidenten der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland, Johano Strasser, und der Künstlerin Rosemarie Trockel. Unterzeichnet haben außerdem die bildenden Künstler Günther Uecker, HA Schult und Jochen Gerz sowie Drehbuchautor Fred Breinersdorfer und der Schriftsteller Peter Rühmkorf.

In der seit 1945 ersten öffentlichen Einzelausstellung des Werkes von Arno Breker im kommunalen Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin sollen "angeblich die verschiedenen Facetten bei Breker zur Diskussion gestellt werden", heißt es in dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Schreiben. "In Wirklichkeit wird, naiv oder mutwillig, dieses in gigantischen Ausmaßen die Gewalt verherrlichende Werk, verklärt, verharmlost, sogar rein gewaschen", kritisieren die Künstler, Autoren, Kunsthistoriker und Museumsdirektoren aus dem In- und Ausland.

"Dammbruch ethischer Grundprinzipien"

"Wir wenden uns schärfstens dagegen, dass hier im Schleswig- Holstein-Haus künstlerische und moralische Maßstäbe, wie sie bisher in den öffentlichen Institutionen selbstverständlich waren, revidiert und bewusst über Bord geworfen werden." Breker habe in der bildhaften Propaganda von Hitlers Rassenwahn die erste Rolle gespielt, habe sich willfährig von dem verbrecherischen NS-Regime einspannen lassen. "Solch ein Werk durch eine öffentliche Einzelausstellung zu rehabilitieren, seine menschenverachtenden Inhalte zu minimieren, wie es hier geschieht, halten wir für verantwortungslos." Dieser "Dammbruch ethischer Grundprinzipien" dürfe nicht Schule machen. Die Ausstellung wurde finanziell unterstützt vom Land Mecklenburg- Vorpommern und der Stadt Schwerin, die Träger des Kunsthauses ist.

Die bis 22. Oktober laufende Ausstellung wird von einem knapp 200-seitigen Essayband zu verschiedenen Aspekten von Leben und Werk Brekers flankiert. Gegen die Schau gab es bereits zahlreiche Proteste. (APA/dpa)


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