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"Raumschiff Gironcoli" landet auf der Biennale Venedig

In seinem Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste wurde Bruno Gironcoli (66) heute, Mittwoch, der Presse als Österreichs Vertreter auf der Biennale 2003 präsentiert.

Wien (APA) - Österreich-Kommissär Kasper König betonte seinen Wunsch, Gironcoli in Venedig die internationale Beachtung zu verschaffen, die seiner Bedeutung angemessen sei. "Wir wollen dieses Raumschiff Gironcoli international landen lassen", formulierte es Kunststaatssekretär Franz Morak (V), für den Gironcoli "eine urösterreichische Position" vertritt.

Er habe schon lange den Wunsch gehabt, Gironcoli auszustellen, sagte König, und er habe seine Zusage als Österreich-Kommissär zu fungieren, auch an das Zustandekommen dieses Projekts gebunden. Es sei eine Herausforderung, diesen "Schatz zu heben". Gironcoli vertrete mit seinem singulären Werk eine einmalige "asynchrone" Position in der Kunstszene, die es gelte international zu positionieren. "Ich kenne kein anderes bildhauerisches Werk, das mit diesen beiden Polen, dem Konstruktiven und Biomorphen, auf so individualistische und souveräne Weise umgeht."

Gironcolis Oeuvre habe als "Quellenmaterial" auch "größte Bedeutung" für Künstler der jungen und mittleren Generation. Insbesondere nach den verschiedenen Diskussionen über ein Gironcoli-Museum freue er sich, dass man dessen Werk in Venedig nun "mit Würde und Respekt" begegnen könne und hoffe, dass diese Schau weitere internationale Ausstellungen nach sich ziehe, so König. Für dessen Berufung zum Kommissär war vor allem seine internationale Bedeutung und seine "Unabhängigkeit vom Zeitgeist" ausschlaggebend, meinte der Kunststaatssekretär.

Gironcoli selbst freute sich, dass er "Nutznießer" der Biennale sein dürfe und hofft, "dass ich durch diese Arbeit Meriten nach Österreich bringen kann." Die Räume des Österreich-Pavillons hält er allerdings eigentlich für "ungeeignet", weil "zu possierlich" für seine Arbeit: "Ich brauche Luft zum Atmen." Für die beiden Haupträume des Pavillons sollen zwei Monumentalskulpturen ausgewählt werden (Königs Wunschkandidaten heißen "Große Hutnadel Nr 1" und "Vater, Mutter und Kind"), in den beiden Nebenräumen sollen kleinere Skulpturen und eventuell auch Arbeiten auf Papier präsentiert werden.

Außerdem ist daran gedacht, eine weitere Großplastik im öffentlichen Raum, etwa am Bahnhof oder Flughafen, aufzustellen. Das Problem des Transports der monumentalen Arbeiten ist noch nicht gelöst - nicht zuletzt wird davon auch die Auswahl der präsentierten Objekte abhängen. Außerdem fließt allein in den Transport die Hälfte des Budgets von 300.000 Euro. Mit der Vorbereitung der Ausstellung soll daher schon Anfang Februar, nach der Übergabe der Pavillons, begonnen werden.
Die 50. Kunst-Biennale von Venedig steht unter dem Motto "Träume und Konflikte - Die Diktatur des Betrachters" und ist von 15. Juni bis 2. November 2003 für das Publikum geöffnet.
2003-01-15 15:10:05