Salzburger Nachrichten am 02. März 2002 - Bereich: kultur
Der Politik Mut machen

Eine Reihe von Initiativen, darunter ein "Bürgeraufruf", tritt für die Realisierung des "Kunstzentrums Mönchsberg" ein. Interesse in Stadt und Land.

WERNER THUSWALDNER

Die Hoffnung darauf, dass das "Kunstzentrum Mönchsberg" doch noch verwirklicht wird, lebt. Sie hat Auftrieb bekommen, nachdem nun für das Museum im Berg von Architekt Hans Hollein eine überarbeitete Variante des Projekts vorliegt, die wesentliche Kosteneinsparungen erbringt. Vor allem gibt es nun auch ein Betreiberkonzept, das vom Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, Wilfried Seipel, ausgearbeitet wurde.

In diesen Tagen kursiert in Salzburg ein "Bürgeraufruf", der um Unterstützungserklärungen für das "Kunstzentrum Mönchsberg" wirbt. Die Unterzeichner treten dafür ein, dass die beiden bislang getrennten Häuser, das Museum auf dem Berg und das Museum im Berg, zu einem "Kunstzentrum Mönchsberg" vereint werden. Es wird eine Vereinbarung über verbindliche Termine für die Verwirklichung des Hollein-Projekts verlangt.

Mit Spannung erwarten die Initiatoren des "Bürgeraufrufs", unter ihnen Vertreter der Wirtschaft und der Kunstszene, wie sich das Land Salzburg zu dem Projekt verhalten werde. LH Schausberger hatte nach der Präsentation der neuen Grundlagen eine Nachdenkfrist von drei Monaten erbeten. Die Initiatoren wollen ihr Eintreten für die Sache übrigens als ausdrückliche Ermutigung für die Politik verstanden wissen.

Im Land Salzburg haben sich Initiativen gebildet, die ihr ausdrückliches Interesse am "Kunstzentrum Mönchsberg" bekunden. Eine von ihnen, die vom Rotary Club Zell am See ausgeht, lädt zu einem frei zugänglichen Informationsabend am Donnerstag, 14. März, 19.30 Uhr in der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft in Zell am See ein.

Im Betreiberkonzept kommt der Mitwirkung des Kunsthistorischen Museums, der Guggenheim-Stiftung und der Eremitage St. Petersburg ein hoher Stellenwert zu. Die SN befragten Wilfried Seipel dazu, ob die Verbindung dieser drei Institutionen durch gegenwärtige Schwierigkeiten der Guggenheim-Stiftung - in den Medien wurde darüber berichtet - gefährdet sei. Seipel verneinte dies dezidiert. Die Schwierigkeiten für Guggenheim resultierten aus den Folgen des 11. September. Guggenheim sei in seiner Tätigkeit stark von Sponsoren abhängig, und die Sponsoren übten sich derzeit in Zurückhaltung.


Guggenheim kämpft um
zurückhaltende Sponsoren

Probleme habe der Internetzweig des Guggenheim gebracht, nicht zuletzt deswegen, weil das in der Nähe des World Trade Center gelegene Büro unbrauchbar geworden sei und viele Mitarbeiter entlassen werden mussten. Seipel ist davon überzeugt, dass die Schwierigkeiten vorübergehender Natur sind. Am 31. August wird in der Guggenheim-Dependance in Las Vegas eine Ausstellung mit Werken aus den Beständen der drei genannten Institutionen eröffnet, darunter werden Bilder von Dürer, Rubens und Rembrandt sein.

Entgegen Medienberichten habe Guggenheim-Direktor Tom Krens von der Stadt New York positive Signale in Bezug auf die Errichtung des von Frank O. Ghery geplanten Guggenheim-Museums am Hudson River. Die Begründung: Gerade jetzt brauche New York ein derartiges Projekt.

Seipel hat zur Zeit in Wien ganz andere Probleme. Mit der Ausstellung "Gold aus Ägypten" gerät das Kunsthistorische Museum an die Grenzen seiner Kapazität. Der Andrang ist so groß, dass es zu Spitzen von bis zu 5000 Besuchern am Tag kommt.