Weltstars für das Kunsthaus
WOLFGANG ÖLZ Im Kunsthaus Bregenz hat nach Gründungsdirektor Edelbert Köb und Langzeitleiter Eckhard Schneider ein Ausstellungsmacher der jüngeren Generation das Ruder übernommen. Der 45-jährige Yilmaz Dziewior nimmt in der sich selbst als Kulturmetropole definierenden Hauptstadt Vorarlbergs nun eine Schlüsselstelle ein. Der neue Direktor hat viel vor. Als erste Ausstellung eröffnete er die Schau des US-Künstlers Tony Oursler. Zu Ihrem Amtsantritt hieß es in einer Aussendung, Sie wollen „zusätzlich zu den großen Einzelausstellungen (. . .) neue, interdisziplinäre und prozesshafte Präsentationsformen einbringen“. Was meinen Sie damit? Dziewior: Im Kunsthaus gibt es im Eingangsbereich, im Erdgeschoss, die sogenannte „KUB-Arena“, die mit der Aufgabenstellung betraut ist, sehr interdisziplinär und sehr diskursiv zu arbeiten. Hiefür werde ich eine eigenverantwortliche Kuratorin einstellen. Ich habe vor, hier verstärkt mit Kulturproduzenten aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten, mit Architekten und Designern. Ich habe in Hamburg schon mit Musikern, mit Theaterleuten zusammengearbeitet und auch dafür wird die Arena noch einmal verstärkt ein Forum sein. Mit prozesshaft meine ich, dass hier nicht irgendetwas abgestellt wird und die Leute kommen und schauen, sondern das Präsentierte verändert sich von Tag zu Tag nach der inneren Logik des Projekts.Sie haben bis dato enorm viel über Kunst publiziert. Wie theorielastig oder erklärungsbedürftig ist die moderne Kunst heute? Dziewior: Ich finde Ihre Frage schon tendenziös, weil theorielastig, das hört sich schon nach Last und Beschwerde und wenig Spaß an, aber das ist überhaupt nicht meine Sache. Die moderne Kunst, die mich interessiert, ist nicht erklärungsbedürftig, aber ich würde sagen, die zeitgenössische Kunst, die mich interessiert, hat häufig verschiedene Ebenen, in die man eindringen kann. Gute Kunst hat über das Formal-Ästhetische hinaus, das mir sehr wichtig ist, noch unterschiedliche Ebenen der intellektuellen Möglichkeit der Rezeption. Dabei möchte ich von dem, was ich sehe, auch verzaubert werden.
Welche Kunst möchten Sie hier im Kunsthaus machen? Dziewior: Ich entscheide mich nicht für einen dieser Stränge, sondern das Interessante ist, dass man eben dieses Pluralistische hat. Mein Ziel hier im Haus ist, zu spiegeln, was aktuell an zeitgenössischer Kunst passiert. Die Prämisse ist dabei immer, dass es auf allerhöchster Ebene geschieht, das schuldet man einfach dem Haus. Das Kunsthaus Bregenz ist durch seine Architektur, aber auch durch seine bisherige Ausstellungsgeschichte so etabliert, dass hier nicht einfach ein ganz normales Kunstvereinsprogramm weitergemacht werden kann. Ich bin mir bewusst, dass die Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich hier arbeite, in zehn Jahren dann die Weltstars werden, wenn sie es nicht jetzt schon sind. www.kunsthaus-bregenz.at