“Ich mache das als begeisterter Salzburger“

30. September 2009 | 12:19 | | Hedwig Kainberger
Ehrgeiz, Stolz und Bemühen der Salzburg Foundation sei es, alle zehn Kunstwerke ausschließlich privat zu finanzieren, sagt Karl Gollegger.
Hedwig Kainberger
Viele Salzburger empfinden die Kunstwerke der Salzburg Foundation als Fremdkörper. Doch Karl Gollegger, Präsident der Salzburg Foundation, sagt: “Das ist von Salzburgern für Salzburg.“

SN: Warum braucht Salzburg für Kunst im öffentlichen Raum eine private Initiative wie die Salzburg Foundation?
Gollegger: Die Salzburg Foundation ist eine Initiative von Salzburgern für Salzburg mit dem klaren Ziel, durch zeitgenössische Kunst und durch die Verbindung von Tradition und Moderne den Ruf Salzburgs als Kulturmetropole zu stärken. Dafür wollen wir die weltbesten Künstler gewinnen.

SN: Warum ist in Salzburg Kunst für öffentliche Plätze eine Privatsache? Warum nehmen sich Private einer Aufgabe an, die eigentlich eine öffentliche wäre?
Gollegger: Es sind Salzburger Bürgerinnen und Bürger, die diese Initiative ehrenamtlich tragen. Zudem wirken viele internationale Leute in Vorstand und Stiftungsrat mit. Der Ursprung der Initiative hängt mit dem Bau des Museums der Moderne zusammen. Wir wollten die öffentliche Hand dabei unterstützen, die moderne bildende Kunst auf internationalem Niveau in Salzburg zu etablieren, also eine vierte Kunstsäule zu Oper, Schauspiel und Konzert der Salzburger Festspiele zu bauen. Zudem flankiert diese Initiative die großen Verdienste der privaten Galerien in Salzburg.

SN: 2001 wurde die Salzburg Foundation als Verein gegründet. Was hat deren Engagement bisher bewirkt?
Gollegger: Zuallererst ein sachliches Ergebnis: acht Kunstwerke internationalen Maßstabes von Topkünstlern, also: weltbeste zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum Salzburgs, frei zugänglich für alle Menschen, ob Einheimische oder Gäste. Darüber hinaus stimulieren diese Kunstwerke eine intensive qualitätsvolle Diskussion über Sinn und Zweck der modernen bildenden Kunst in Salzburg. Jedes dieser Projekte hat einen Diskurs über Kunst im Generellen und Speziellen in Gang gesetzt.

SN: Was waren erfreuliche, was schmerzliche Erfahrungen in diesen acht Jahren?
Gollegger: Erfreulich ist das ehrenamtliche Engagement vieler Salzburgerinnen und Salzburgern sowie internationaler Freunde, sich selbst und ihre Verbindungen einzubringen. Stolz sind wir auch, dass es gelungen ist, alles privat zu finanzieren. Und mit den bisher acht Projekten haben wir auch Akzeptanz gefunden. Allerdings habe ich den Eindruck, dass in Paris, London und New York mehr von diesem Projekt berichtet wird als in Salzburg. Die Tourismus Salzburg GmbH der Stadt bestätigt uns immer wieder, dass zahlreiche Buchungen wegen der Kunstwerke der Salzburg Foundation und des “Walk of Modern Art“ erfolgen. Es gibt einen Prospekt und Führungen.

SN: Und das Negative?
Gollegger: Diese Diskussionen um die Verlegung des Kiefer-Hauses und um Markus Lüpertz haben geschmerzt. Da gab es Argumente, die unter der Gürtellinie waren.
Andererseits hat mich positiv berührt, wie sich einige Salzburger derart eingesetzt haben, um das Kiefer-Haus zu erhalten. Während einige “Kiefer weg!“ schrieen, formierte sich eine breite Allianz für Anselm Kiefer. Diese Kulturbürgerinitiative war schon toll.

SN: Wer finanziert die Salzburg Foundation und die Kunstwerke, die sie in Auftrag gibt?
Gollegger: Wir haben mehrere Hauptsponsoren. Dann stellen uns einige Künstler Editionen zur Verfügung, die wir verkaufen (siehe Seite 3, Anm.). Und drittens unterstützen uns Private mit kleinen oder großen Spenden, neuerdings auch Professor Dr. Reinhold Würth.

SN: Wer sind die Hauptsponsoren?
Gollegger: Die Credit Suisse war sieben Jahre ein treuer Hauptsponsor. Heuer macht sie nicht mit, aber ich rechne damit, dass sie nächstes Jahr dabei sein wird. Zudem hat uns die Wiener Städtische Versicherung gesponsert, mehrere Jahre hat uns der Raiffeisenverband Salzburg mit Generaldirektor Manfred Holztrattner unterstützt.

SN: Wie ersetzen Sie Ihren bisher größten Sponsor, die Credit Suisse?
Gollegger: Mit mehreren privaten Einzelspendern und vielen Kleinsponsoren. Dank derer ist das Kunstwerk Christian Boltanskis ausfinanziert.

SN: Bräuchten Sie die öffentliche Hand als Mitfinancier? Oder bleibt die Salzburg Foundation ausschließlich privat finanziert?
Gollegger: Unser Ehrgeiz, unser Stolz und unser Bemühen ist, dieses Kunstprojekt durch Mäzene, Stifter, Förderer und kleine Unterstützungen ausschließlich privat zu finanzieren. Allerdings möchte ich positiv bemerken, dass uns die Stadt Salzburg seit dem Vorjahr jährlich einen Betrag gibt, um laufende Kosten für Reinigung, Erhaltung, Reparaturen und Bewachung zu decken.

SN: Was sind die nächsten Pläne?
Gollegger: Unser “Kunstprojekt Salzburg“ ist auf zehn Jahre angelegt. Wir werden also noch zwei weitere internationale Kunstwerke initiieren und privat finanzieren, um diesen bunten Blumengarten im Jahr 2011 abzuschließen. Zudem arbeiten wir – für den Abschluss – an der “Art Box“ neben dem Museum auf dem Mönchsberg, in der ständige Dauerleihgaben aller zehn Künstler zu besichtigen wären. Das wäre eine Bereicherung für das Museum der Moderne.

SN: Ursprünglich war vorgesehen, dass diese Kunstwerke temporär aufgestellt werden. Was passiert mit ihnen nach 2011?
Gollegger: Das ist noch nicht entschieden. Dies steht am Ende, also nach dem zehnten Jahr, an. Wir können nur gemeinsam mit der Stadt Salzburg klären, ob die Kunstwerke weiter im öffentlichen Raum der Altstadt bleiben. Wir jedenfalls halten unsere Versprechen, dass wir das Projekt vollenden.

SN: Warum engagieren Sie sich für die Salzburg Foundation?
Gollegger: Ich bin seit 2001 bei der Salzburg Foundation, ich bin – mit anderen Salzburgern – einer der Gründer und von Anfang an ehrenamtlicher Präsident. Mir macht es Freude, dieses Projekt durchzuziehen und abzuschließen. Ich mache das als begeisterter Salzburger, der – je mehr ich unterwegs bin – immer mehr erlebt, welche Schönheit und Bedeutung unsere Stadt hat. Man kann nie genug für Salzburg tun.

Salzburg Foundation

Zehn Kunstwerke im öffentlichen Raum

Die Salzburg Foundation ist ein privater Verein, der im Jahr 2001 gegründet worden ist. Ziel ist es, binnen zehn Jahren zehn Kunstwerke im öffentlichen Raum der Salzburg Altstadt zu realisieren.

Im Vorstand sind derzeit: Karl Gollegger (Präsident, Chef der Verbund-Tochter Austrian Power Sales), Wulf Matthias (Vizepräsident, Vorstandsmitglied der Crédit Suisse Deutschland), Christoph Graf Douglas (Kunstberater und
-händler), Jürgen Flimm (Intendant der Salzburger Festspiele), Peter Iden (Kulturjournalist), Michael Karrer (Galerie Weihergut), Wilfried Schaber (Bauhistoriker im Magistrat Salzburg) sowie Waltraud Wöhrer (Vorstandsvorsitzende der Salzburger Aluminium AG).

Künstlerische Leitung und Beirat

Die künstlerische Leitung obliegt Walter Smerling, Direktor des Museums “MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst“ in Duisburg. Er ist zudem Vorsitzender des Vereins “Stiftung für Kunst und Kultur“ in Bonn, von wo aus das “Kunstprojekt Salzburg“ betreut wird.

Der künstlerische Beirat besteht aus: Michael Auping (Chefkurator am Modern Art Museum of Fort Worth, Texas, USA), Danilo Eccher (Direktor des Museo d’Arte Contemporanea Roma, MACRO), Ulrike Godler (Leiterin des Referats für Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Auslandsangelegenheiten der Universität Salzburg) und Lóránd Hegyi (Direktor des Musée d’Art Moderne, St. Etienne).

Regierungsspitzen im Stifterrat

Der Stifterrat ist ein weiteres Gremium der Salzburg Foundation. Die Mitglieder sind: Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ), ihr Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP), Hofrätin Monika Kalista, Eliette von Karajan, Andreas Kaufmann, Renate Küchler, Andreas T. Langenscheidt, Regine Mellinghoff, Wolfgang Porsche, Helga Rabl-Stadler, Harald Ronacher, Regine Sixt, Ulrich Ströher und Reinhold Würth.

Die Geschäftsführung übernimmt der von Walter Smerling geleitete Verein “Stiftung für Kunst und Kultur“ in Bonn (www.stiftungkunst.de), der verschiedene Projekte bildender Kunst betreut, heuer etwa die Ausstellung “Sechzig Jahre, sechzig Werke“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin.

“Antwort auf das Mäzenatentum“

“Die Salzburg Foundation ist eine private Initiative, die sich für Kunst im öffentlichen Raum engagiert“, heißt es auf der Internetseite der Salzburg Foundation. “Sie wurde 2001 gegründet und versteht sich als Antwort auf Salzburgs traditionelles Mäzenatentum. Wir möchten in der Weltkulturerbe-Stadt Akzente zeitgenössischer bildender Kunst auf höchstem Niveau setzen und ihr neue künstlerische Impulse verleihen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wird im Rahmen des ,Kunstprojekts Salzburg‘ jährlich ein wegweisender Künstler eingeladen, eigens für die Stadt ein Werk zu schaffen.“

Die Salzburger Büroadresse ist Mozartplatz 4.
Weitere Information im Internet:
www.salzburgfoundation.at

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