Bis Ende April gastiert es in Clubs und im Wiener Künstlerhaus.
Wien - Selten so ein zappeliges Kinopublikum erlebt. Als Ende
März das dritte Soundframe-Festival im Wiener Gartenbaukino eröffnet
wurde, war zwar zu Beginn ganz cineastisch "Gute Projektion!" gewünscht
worden, doch Bildchen allein stehen nicht auf der Agenda von
Soundframe. Diese noch bis Ende April laufende Veranstaltungsreihe
versteht sich als Festival zur Visualisierung von elektronischer Musik.
Und der Mann, der am Eröffnungsabend für zappelige Extremitäten sorgte,
hieß Karl Bartos und ist in der Popwelt als Mitglied der deutschen
Techno-Pop-Kapelle Kraftwerk in deren goldener Ära bekannt.
Sein dann auch von Kraftwerk-Klassikern geprägtes Konzert wurde auf der Leinwand des Kinos optimal visualisiert. Optimal nicht nur, weil das Ergebnis erklecklich war, sondern weil er mit seinem Visualisten auf gleichem Niveau aufgetreten ist, nebeneinanderstehend. Ein Wunschzustand, der im Clubleben, dem bevorzugten Austragungs- und Arbeitsort eines VJs - eines Video- oder Visual Jockeys -, immer noch eher Ausnahme denn die Regel ist. Dagegen tritt Eva Fischer, 25, und Erfinderin sowie Kuratorin des Festivals, an: gegen die verschobene Bedeutungs- und Wahrnehmungsebene von Musik und Bild. Im besten Fall existieren beide gleichberechtigt nebeneinander. Fischer: "Das bedeutet dann halt oft, dass beide, DJ und VJ, fast nichts verdienen."
Derlei Realitäten scheinen Fischer in ihrem Tun allerdings eher zu bestätigen als sie davon abzuhalten. "Evolution Remixed" lautet der Titel des heurigen Festivals, für das Fischer über 170 VJ-Crews eingeladen hat. In der das Festival begleitenden Ausstellung im Künstlerhaus will sie unter anderem anhand historischer Vorbilder aufzeigen, dass das, was die moderne VJ-Kultur charakterisiert, keine neue Kulturtechnik ist, sondern lediglich durch die Clubkultur eine Renaissance erfährt.
Zurzeit existieren zwei Schulen der visuellen Musikumrahmung, erklärt Fischer: jene, die mit generativer Software arbeitet, mit der anhand gewisser Parameter Bilder zur Musik verknüpft werden. Oder Visualisierung mit Bildern, die aus einem selbstgeschaffenen Pool zur Musik gemischt werden. Dass diese Bilder oft "found footage", also Fundstücke aus existierenden Filmen und dergleichen sind, führte bereits zur Errichtung einer eigenen Verwertungsgesellschaft, die die Urheberschaft des verwendeten Materials berücksichtigt. Eine gänzlich zufriedenstellende Lösung gibt es dabei aber noch nicht, zumal es keinen Sinn macht, am Ende eines sechsstündigen Abends einen Abspann mit den Credits zu zeigen. Um fünf Uhr morgens, im Club. So Fischer.
Sie jedenfalls freut sich, dass Soundframe international auf großes Echo stößt. Österreich sei hier im Vergleich zu Trendmetropolen wie New York weit vorne. Neben Präsentationen in Wiener Clubs und im Künstlerhaus bietet Soundframe auch diverse Panels rund um die Visualisierungskunst an. (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.4.2009)