"Künstler haben etwas zu bieten"

kultur.ORF.at im Gespräch mit Karin Wolf.


Karin Wolf ist die Gründerin und Leiterin des Institutes für Kulturkonzepte und Lehrbeauftragte am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien. Im Rahmen von Artworks hat sie gemeinsam mit dem Oberösterreichischen Verein Fiftitu - Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur - eine Gründerinnen Werksstatt für Künstlerinnen organisiert. Weitere Partner des Konzeptes sind die Wirtschaftskammer Oberösterreich und der Verein Frau in der Wirtschaft Wien

kultur.ORF.at: Über 80 Prozent der Künstlerinnen und Künstler in Österreich leben unter der Armutsgrenze. Wie will Artworks dem entgegensteuern?

Karin Wolf / ©Bild: Rafael Bolius
Karin Wolf / ©Bild: Rafael Bolius

Karin Wolf: Man darf bei diesem Projekt nicht davon ausgehen, das ein Künstler jemand ist, dem es schlecht geht und dem man jetzt statt einer Förderung etwas Neues anbietet. Wir gehen davon aus, dass Künstlerinnen und Künstler etwas anzubieten haben, dass primär auf ihr kreatives Potential zurück geht. Darüber hinaus kann dieses Potential aber auch als Dienstleistung angeboten werden.

kultur.ORF.at: Hätte man nicht besser gleich Sozialarbeiter werden sollen, an statt vorher den Umweg über die Kunst zu gehen?

Wolf: Wir wollen keine Künstler umschulen. Artworks ist ganz sicher kein Programm für die Nieten und Versager, die ihre Bilder nicht verkaufen können und zu deren Veranstaltungen kein Publikum kommt und die deswegen dann irgendwo Seminarleiter werden. Im Gegenteil: Die Künstler sollen künftig ihre Fähigkeiten auch in andere Bereiche einbringen. Damit kann auch ein neues Publikum erschlossen werden und außerdem werden die Existenzen gesichert.

kultur.ORF.at: Sehen das auch die betroffenen Künstler so?

Wolf: Natürlich stößt man schnell auf Widerstand, wenn man sagt, jetzt müssen sich die Künstler auch noch verkaufen. Genau dieses Problem haben wir auch während der Konzeption des Projekts besprochen. Wir haben auch darüber diskutiert, ob sich Künstler als Dienstleister bezeichnen können und ob das nicht dem Wesen des Künstlers widerspricht? Durch die Fragebogenaktion sehen wir jetzt, für welche Künstler so eine Tätigkeit in Frage kommt und für welche nicht, weil so etwas einfach im Widerspruch zu ihrer Identität steht. Artworks darf ohnehin nicht als Lösung aller Probleme für Künstler verstanden werden.

kultur.ORF.at: Das Projekt steht erst am Anfang, was würden sie sich persönlich für Artworks wünschen?

Wolf: Mein persönlicher Wunsch wäre, dass man Künstler künftig nicht mehr als Menschen sieht, die unterstützungswürdig, arm und förderbedürftig sind, sondern sie als Personen sieht, die ein ganz spezielles Fachwissen haben, das man auch außerhalb des Kunstbereiches anbieten kann und das vor allem dort auch nachgefragt wird.

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