Peter Noever, immer und überall und hier gleich doppelt: im flauschigen Teletubby-Pyjama, sich wohlig auf fetten Polstern räkelnd. Zwei Künstler, „M&S“, stecken in den Kostümen, und an ihren Gesichtsmasken erkennen Groupies der heimischen Bauchnabel-Museums-Soap sofort, wer hier so unbequem ruht. „No ever sleeps“ heißt die Aktion mit Wortwitz, erfährt man praktischerweise gleich am Promotion-Stand des Museums – und damit auch, dass es sich hier wohl weniger um eine Kritik von Noevers Rolle, sondern um jene Art von „Hyperaffirmation“ handelt, die Peter Weibel erst kürzlich als einzige Hoffnung für Österreichs Kunst proklamiert hat.
Bevor man jetzt zu jubilieren
beginnt, langt man (innerlich) aber doch nach Noevers Eiern, die am
MAK-Stand aufgereiht und um einen Euro das Stück zu haben sind.
Gleichzeitig mit denen vom netten Beamten von nebenan, Angewandte-Chef
Bast. So intim sind die beiden Herren schon, sie brüten auch etwas aus
gemeinsam, ein Küken, das heute noch schlüpfen soll. Heimlicher
Kosename: „UMAK“. Nein, ab jetzt catert kein
Nobel-Naschmarkt-Fischhändler die Kantine. Es geht um Radikaleres, die
Verschmelzung von Museum und Uni für angewandte Kunst. Aus diesem
Klüngel kommt dann auch die nächsten 100 Jahre nichts rein oder raus,
was „No ever sleeps“ nicht abgesegnet hätte, kein Professor, kein
Künstler, keine Ausstellung – und vor allem nicht er selbst. Die Gruft
der Revolution. Eier her!
Nein, wir haben keine Krise. Die Stadt
quillt über vor zeitgenössischer Kunst; Sammler und Kuratoren streifen
schlaflos durch die Ateliers, Kunsthallen, Biennalen. Seit die
„Viennafair“ nicht mehr im Prater, sondern im Stephansdom stattfindet,
seit der Flakturm Arenbergpark, für dessen Kunstturmdasein Noever seit
Dezennien kämpft, endlich auf der Donauplatte steht, wo Mumok-Direktor
Köb sein neues Museum bauen will, und Hannes Androsch endlich zum KHM-
und BDA-Chef ausgerufen wurde, können wir unsere Kunstkrise endlich ad
acta legen und uns den wirklich großen Problemen zuwenden: Schuberts
Geburtshaus. Es steht nicht in Nußdorf, sondern in der Nußdorferstraße.
Ich bitte um Entschuldigung für dieses Versehen in meinem vorletzten
Artikel. Ich werde die Staatsbürgerschaft zurücklegen. Oder vielleicht
doch nicht.
almuth.spiegler@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2008)