Kultur

Kunstexport zu den Saudis

07.03.2007 | SN
Frankreich verleiht Kunstwerke aus dem Louvre nach Abu Dhabi und verrechnet dafür eine Milliarde Euro. Aus Museen hagelt es Proteste.

Abu Dhabi (SN, AFP). Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Dienstag einen bilateralen Vertrag für die Errichtung einer Außenstelle des Louvre in Abu Dhabi unterzeichnet. Demnach darf der "Louvre Abu Dhabi" gegen Bezahlung von einer Milliarde Euro zehn Jahre lang Leihgaben aus französischen Museen zeigen. Dafür wird bis zum Jahr 2012 ein Museum mit 8000 Quadratmetern um rund 83 Mill. Euro gebaut, das der französische Architekt Jean Nouvel plant.

Gegen dieses Projekt hat es in den Vorwochen Proteste gehagelt. Kritisiert wurde ein "Ausverkauf" französischer Kulturgüter, der Transport wertvoller, zerbrechlicher Kunstwerke sowie die langen Verleihzeiten. Eine Petition gegen den "Export der französischen Museumsmarken" ins Ausland hatten am Montag auf der Website www.latribunedelart.com 4700 Unterzeichner, darunter Museumsfachleute, Kunsthistoriker und Archäologen, unterschrieben.

Auch der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, hat die Expansionspläne des Louvre scharf kritisiert und vor einer Kommerzialisierung der Museumsarbeit gewarnt. Mit dieser Strategie der Gewinnmaximierung zerstöre der Louvre das Prinzip des "partnerschaftlichen Gebens und Nehmens", auf dem bislang die weltweite Zusammenarbeit der Museen gründe, schrieb Lehmann Ende Februar in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung". Es bestehe die Gefahr, dass Kuratoren künftig nicht mehr Ausstellungskonzepte entwickelten, "sondern ein Produkt, das verkauft wird". Derzeit ist es üblich, dass für Leihgaben an andere Museen keine Gebühren verrechnet werden; der Leihnehmer hat in der Regel nur Transport und Versicherung zu finanzieren.

Der Louvre verrechnet allein 400 Millionen Euro dafür, dass in Abu Dhabi sein Name verwendet werden darf. In den ersten vier Jahren sollen an die 300, danach zwischen 200 und 250 Kunstwerke aus Frankreich nach Abu Dhabi verliehen werden, wobei die Leihdauer zwei Jahre nicht übersteigen soll. Im Zeitraum von 15 Jahren sollen je eine große und mittlere und zwei kleine Sonderausstellungen organisiert werden. Laut Vertrag soll auch der Pariser Louvre einen "angemessenen" Teil aus dem neuen Museum ausleihen.

Den Vertrag unterzeichneten Frankreichs Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres und der Präsident des Amts für Tourismus von Abu Dhabi, Scheich Sultan ben Tahnoun Al-Nahyane, ein Mitglied des Königshauses.

Der arabische Louvre soll Teil eines riesigen Museumsensembles auf der Insel Saadiyat (Arabisch für "Die Insel des Glücks") werden. Außer der Louvre- und Guggenheim-Dependance sollen dort ein Marinemuseum, ein Museum für islamische Kunst und ein Zentrum für lebende Künste errichtet werden.

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