Salzburger Nachrichten am 14. Juli 2006 - Bereich: Kultur
Schlaf in der Kunst

Am Beginn ist die Nacht.

Sie sitzt in einem Sternenkleid, personifiziert als Mutter und betrachtet ihre beiden schlafenden Kinder, Hypnos und Thanatos. Dieses um 1650 entstandenen Bild von Joachim Sandrart hängt am Eingang zur sommerlichen Sonderausstellung der Residenzgalerie Salzburg, die morgen, Samstag, eröffnet wird.

"Süßer Schlummer"

lautet der Titel der Ausstellung, sie zeigt Bilder und Skulpturen von Schlaf und Schlafenden. Das älteste Exponat ist eine römische Bronze aus dem 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus aus dem Kunsthistorischen Museum, das jüngste ist ein Bild des 32-jährigen Vorarlbergers Martin Schnur, dessen Ölfarbe soeben getrocknet ist.

Hypnos,

Gott des Schlafes, sei in der Mythologie einer der mächtigsten Götter, erläuterte die Kuratorin Erika Oehring am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten. Denn er lasse die Kräfte des Menschen schwinden, er werde als Kind oder Jüngling dargestellt, komme leise und habe daher meist Flügel. Er sei wesensverwandt mit Thanatos, dem Gott des Todes, und mit dem Liebesgott Eros, denn alle drei machten den Menschen schwach und willenlos.

Eine Achse des Schlafes

führt durch diese Ausstellung. Denn durch die Flucht von acht Zimmern im Obergeschoß der Alten Residenz halten zwei Götter Blickkontakt: einerseits die bereits erwähnte römische Bronze, ein acht Zentimeter großer, am Kopf beflügelter Hypnos, der ein Füllhorn voll Schlummertrank bringt, andrerseits ein Gipsabguss einer römischen Marmorstatue, eine Leihgabe der Münchner Glyptothek.

Die Künstler

haben sich - bei aller Vielfalt aus zwei Jahrtausenden - doch immer wieder auf bestimmte Motive konzentriert. Ähnlich wie Susanna im Bade bot das Bild der schlafenden Nymphe die scheinbar harmlose Gelegenheit, den weiblichen nackten Körper von allen Seiten zu zeigen. Ein spätes, ungewöhnlich elegantes Beispiel dafür ist François Bouchers Bild der Träumenden Schäferin, in dem der Satyr als Symbol für ungezügelte Männlichkeit, der ja unschuldigen, schlafenden Nymphen auflauert, noch als Ziegenbock aus dem Gebüsch blickt.

Im 18. und 19.

Jahrhundert ließen sich Maler von schlafenden Kindern begeistern, die Residenzgalerie zeigt mehrere entzückende, anmutige Bilder.

Auch zeitgenössischen

Werken wird reichlich Raum geboten. Die Spanierin Paolma Navares hat zum Beispiel Spuren des Schlafes auf Wäsche und Bettzeug in Fotos festgehalten. hkk