Gleich nach dem Eingang zwei Lithografien
von Picasso. Im hinteren Bereich eine Art "Österreicher-Eck"
u. a. mit Selbstporträts von Albert Paris Gütersloh und Alfred
Kubin. Ein holzgeschnitzter Stefan Zweig, ein speziell für die
Ausstellung von Johanna Freise angefertigtes Ölbild, das
Anselm Glück zeigt - insgesamt 119 Schriftstellerporträts sind
derzeit in der Ausstellung "Seelenverwandtschaften" im Linzer
Stifterhaus zu sehen.
Das Stifterhaus versucht damit
den Weg fortzusetzen, spartenübergreifend danach zu fragen,
wie sich Text und Bild gegenseitig beeinflussen. Sämtliche
Porträts stammen aus der Sammlung des in seinen ersten sechs
Jahren in Linz aufgewachsenen, nunmehr in München lebenden
Kunstsammlers Helmut Klewan. Erworben hat Klewan die Werke im
Laufe der Jahre entsprechend seinen Lesevorlieben. Billig war
das sicher nicht .
Die Ausstellung spiegelt den Geist
der Vergangenheit wieder, es gibt nur in sehr geringer Zahl
Porträts von Frauen. Im Vordergrund steht ein männlicher
Geniekult, wie er das 19. und 20. Jahrhundert mitgeprägt hat,
und der heute fast schon wieder rührend wirkt.
Sooo
viel Geist sooo geballt in einem Raum - werden in den
folgenden Wochen Lesende schüchtern ihre Köpfe zwischen den
Buchdeckeln vergraben? Ein Scherz. Zweierlei ist mindestens zu
hinterfragen: Welchen Stellenwert hat eine solche Ausstellung
inmitten der gegenwärtigen Bilderflut? Bringt uns die
Ausstellung dem literarischen Werk der Porträtierten näher?
Letzteres wohl eher begrenzt, aus gegebenem Anlass (60er)
schließen wir mit Peter Handke: "Lesen Sie gefälligst!"
"Seelenverwandtschaften - Schriftstellerporträts der
Sammlung Klewan" im Linzer Stifterhaus: bis 11. Februar,
Dienstag bis Sonntag, 10-15.
OÖNachrichten vom
11.12.2002 |