OÖNachrichten
von
Christian Pichler
AUSSTELLUNG: Autorenporträts im Stifterhaus
Literatur & Machokult
Gleich nach dem Eingang zwei Lithografien von Picasso. Im hinteren Bereich eine Art "Österreicher-Eck" u. a. mit Selbstporträts von Albert Paris Gütersloh und Alfred Kubin. Ein holzgeschnitzter Stefan Zweig, ein speziell für die Ausstellung von Johanna Freise angefertigtes Ölbild, das Anselm Glück zeigt - insgesamt 119 Schriftstellerporträts sind derzeit in der Ausstellung "Seelenverwandtschaften" im Linzer Stifterhaus zu sehen.

Das Stifterhaus versucht damit den Weg fortzusetzen, spartenübergreifend danach zu fragen, wie sich Text und Bild gegenseitig beeinflussen. Sämtliche Porträts stammen aus der Sammlung des in seinen ersten sechs Jahren in Linz aufgewachsenen, nunmehr in München lebenden Kunstsammlers Helmut Klewan. Erworben hat Klewan die Werke im Laufe der Jahre entsprechend seinen Lesevorlieben. Billig war das sicher nicht .

Die Ausstellung spiegelt den Geist der Vergangenheit wieder, es gibt nur in sehr geringer Zahl Porträts von Frauen. Im Vordergrund steht ein männlicher Geniekult, wie er das 19. und 20. Jahrhundert mitgeprägt hat, und der heute fast schon wieder rührend wirkt.

Sooo viel Geist sooo geballt in einem Raum - werden in den folgenden Wochen Lesende schüchtern ihre Köpfe zwischen den Buchdeckeln vergraben? Ein Scherz. Zweierlei ist mindestens zu hinterfragen: Welchen Stellenwert hat eine solche Ausstellung inmitten der gegenwärtigen Bilderflut? Bringt uns die Ausstellung dem literarischen Werk der Porträtierten näher? Letzteres wohl eher begrenzt, aus gegebenem Anlass (60er) schließen wir mit Peter Handke: "Lesen Sie gefälligst!"

"Seelenverwandtschaften - Schriftstellerporträts der Sammlung Klewan" im Linzer Stifterhaus: bis 11. Februar, Dienstag bis Sonntag, 10-15.



OÖNachrichten vom 11.12.2002
 
   







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