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23.10.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Gabriel. Seit diesem Herbst wendet sich der Galerist dem seit jeher stark ausgeprägten Segment der Druckgraphik zu. Gabriel zählt seit seinen Anfängen im Verkauf der multiplen Papierarbeiten zu den entscheidenden Vermittlern internationaler Druckgraphik. Bei ihm sind immer wieder exklusive und auch rare Blätter von Arnulf Rainer zu bekommen, eindrucksvolle Kaltnadelradierungen der Überdeckungen und frühen Kreuzdarstellungen. Jetzt präsentiert Gabriel einen schönen Querschnitt seiner internationalen Highlights. Darunter befinden sich zwei herausragende monumentale Graphiken des postminimalistischen Bildhauers Richard Serra, der ein tolles Äquivalent in diesen Arbeiten zu seinen massiven wuchtigen Stahlskulpturen schafft. Ein weiterer Bildhauer, der ein stark ausgeprägtes Betätigungsfeld im Bereich der Druckgraphik hat, ist Chillida. Vor kurzem verstorben, zählt er zu den feinsten Radierern der Moderne. Taktile Qualitäten wie das facettenreiche Formenspiel seiner Skulptur wendet er in einer verwandten, dennoch eigenständigen Sprache auf dem gedruckten Papier an. Weiters finden sich delikate Offset-Lithographien von Cy Twombly. Die oftmals starke Rasterung des Offsets wird durch präzise Druckweise raffiniert übertüncht. Dadurch entstehen satte Blätter, voll zeichnerischer Vibration, Dynamik im Hell-Dunkel. Dazu gesellt sich eine frühe Ätzradierung von Hans Hartung. Auf gestische Striche gebündelt, die Stärke des frühen Informels unterstreichend. (I., Seilerstätte 19; bis 16. 11.)

Galerie Hilger. Nikolaus Moser ist dem pastosen Auftrag der Farbmaterie treu geblieben. Hier führt er eine Bandbreite vor, die sich zwischen abstrakt-impressionistischer Wirkung des Farbfeldes und taktiler, beinahe objekthafter Eigenschaft erstreckt. Zweiteres mündet neuerdings in dreidimensionale Arbeiten. Moser ummantelt das gefundene Objekt, wie Autoreifen, Scheibenputzer mit seiner malerischen Haut, der Gegenstand verliert Lesbarkeit zugunsten der Malerei, ihrem Kolorit. In den Gemälden fallen jene Arbeiten auf, die einer Art Mustersystem untergeordnet sind, strukturiert durch über die Bildfläche sich erstreckende gleichmäßig gezogene Pinselstriche in Primärfarben. Am stärksten überzeugen die zurückgenommenen Bilder mit Raumausdehnung und natürlicher Referenz: Lichtmomente, Wasserspiegelungen und Blumenfelder. (I., Dorotheergasse 5; bis 7. 12.)



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