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Museen und Betonporsche

VON WALTER FINK

Eine lange Nacht der Kunst steht uns heute bevor. Und morgen, Sonntag, ein spannender Vormittag mit Kunst. Denn heute gibt es in ganz Vorarlberg die "Lange Nacht der Museen". Das Angebot dürfte die zeitliche und körperliche Belastbarkeit ordentlich ausloten. Insgesamt nehmen nahezu 70 Museen, museale Einrichtungen oder Galerien an diesem inzwischen traditionellen, vom ORF in ganz Österreich organisierten Ereignis teil. Wer hätte gedacht, daß es so viele größere und kleinere Institutionen im Land gibt, die sich mit Kunst und mit Sammeln beschäftigen? Und das noch quer über das Land verteilt. Immerhin waren es im vergangenen Jahr - bei etwas geringerer Teilnehmerzahl - etwa 17.000 Besucher, die das Angebot der Museen in Anspruch genommen haben, heuer könnte die Schallmauer von 20.000 durchbrochen werden. Nachdem die Besucherzahlen jedes Jahr steigend waren, ist diese Annahme nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Die "Lange Nacht der Museen" ist allein schon deshalb ein Ereignis, weil man immer wieder auf Dinge stößt, die man nicht gekannt hat. Oder wußten Sie, daß es allein im Montafon sechs Museen gibt, daß aus dem Bregenzerwald zehn Teilnehmer gemeldet sind, daß am Bürserberg der Denkmalhof "Buacher" oder in Röthis ein Schmiedemuseum zur Besichtigung stehen? Alles kann man, allein die Ortsangaben zeigen das, trotz bester Busverbindungen an einem Abend nicht besichtigen. Da aber ist das kleine Heft, das zur "Langen Nacht der Museen" herausgegeben wurde, eine höchst willkommene Hilfe über das ganze Jahr. Denn darin findet man zu jedem Museum, zu jeder Galerie Angaben zu den jeweiligen Schwerpunkten. Man kann sich also selbst zusammenstellen, was man sich einmal genauer ansehen will - ganz ohne die lange Nacht. Dieses Heftchen ist fast so etwas wie ein Museumsführer zu Vorarlberg. Somit sollte also erreicht werden, was auch Ziel der "Langen Nacht der Museen" ist: Daß man sich nämlich auch außerhalb dieses Ereignisses der Angebote der Museen bedient.

Ein wenig Kraft sollte man sich trotz solch einer langen Nacht, deren Besuch höchst empfehlenswert ist, für den Sonntag Vormittag sparen. Um elf Uhr präsentieren nämlich das Kunsthaus Bregenz und der ORF Vorarlberg im Theater am Kornmarkt die Filmdokumentation "Elf Elf". Es ist ein ungewöhnliches Werk, das anläßlich der Ausstellung von Gottfried Bechtold im Kunsthaus in einer Uraufführung gezeigt wird. Vor dem Haus stehen - viele werden das schon gesehen haben - elf neue Betonporsche von Bechtold. Bekanntlich hat er seinen ersten Betonporsche schon vor 35 Jahren gegossen. Er findet sich heute bei der Universität Konstanz. Ein anderer, vor fünf Jahren entstandener, steht vor dem Funkhaus in Dornbirn: Der "Crash-Porsche", mit verletzter Motorhaube und an der Fahrertür herausquellendem Beton. Immer waren es Porsche 911, die Modell standen. So auch für die neue Serie "Elf Elf". Das neueste Porsche-Modell wurde mit einer originalen Abdeckung (eine Plane, die die Fans über ihren Porsche legen, damit er nicht naß oder auch nicht staubig wird) überzogen und dann in Beton gegossen. Elf Mal.

Es war eine Sisyphosarbeit, die Gottfried Bechtold mit seinem Mitarbeiter Heinz Schmidt vor mehr als zwei Jahren in Angriff genommen hat. Jeden Arbeitsschritt, von der Planung bis zum Guß, haben die beiden selbst geleistet. Und alles, was sie gemacht haben, wurde auch im Film festgehalten. Ein Fernsehteam begleitete Bechtold über Jahre. Entstanden ist eine außergewöhnliche Dokumentation. So außergewöhnlich wie die Betonporsche von Bechtold. Wenn man nicht zu müde von der "Langen Nacht der Museen" ist, sollte man sich das am Sonntag noch geben.

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Die Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.




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