Salzburger Nachrichten am 21. September 2006 - Bereich:
Kultur
KUNST
Im Salzburger Kunstverein hat man schon Erfahrungen mit diesem Format der raschen Abfolge: Vor
mehreren Jahren wurden 20 Ausstellungen in 40 Tagen gezeigt, ein anderes
Projekt präsentierte Salzburger Kunstsammlungen auf Zeit. Nun geht
Kunstvereins-Direktorin Hemma Schmutz einen Schritt weiter. Neun Wochen lang wechseln die Präsentationen ab heute, Donnerstag, täglich. Linda
Bilda schuf dafür ein bleibendes Ambiente: eine "begehbare Skulptur".
Zentral sind eine Projektionswand für Videos oder Diashows und ein
indirekt beleuchtetes Podium zum Diskutieren oder einfach Dasitzen. Ein
Spiegel verdoppelt die Screening-Situation, und hinter dem Schirm befindet
sich das "Archiv". Dort sind alle Projektionen von mehr als 50
Künstlerinnen und Künstlern abrufbar, von denen Tag für Tag je eine oder
einer auf dem "Hauptschirm" erscheint. Die Loops dauern zwischen vier und
70 Minuten. Der "Exklusivität" der individuellen Vorführung steht das
"kollektive Gedächtnis" gegenüber, das jederzeit aktivierbar ist. "Every Day ... another artist/ work/show" ist die "Versuchsstation" einer Bestandsaufnahme von
Videokunst aus dem Blickwinkel der Kuratorin und Direktorin des
Kunstvereins, die die Arbeiten ausgewählt hat. Sie zeigt ihr "persönliches
Archiv der Erfahrungen und Erinnerungen". Die meisten der Arbeiten von Marina Abramovic bis Italo Zuffi, darunter
Beispiele von Pionieren wie Ulrike Ottinger oder Allan Sekula, Harun
Farocki oder Maria Hahnenkamp, bis zu zehn Werken von Salzburger
Künstlerinnen, sind Salzburg-Premieren. Woche für Woche wird es
Themenschwerpunkte geben: Körper, Sexualität, Feminismus,
Postkolonialismus und Migration, Gewalt und Krieg, Ökonomie und Politik -
Lieblingsthemen der Kunstvereins-Chefin. hb Über das tägliche Programm
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