Quelle: www.hna.de vom 03.08.2006
Rubrik: Kultur
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Zurück in die Zukunft

Von Matthias Lohr

Kassel. Karin Stengel und Sarah Willems stehen in gewisser Weise für Vergangenheit und Gegenwart der Kasseler documenta. Stengel leitet das documenta-Archiv im Kulturhaus Dock 4 hinter dem Fridericianum. Willems ist Assistentin der documenta-12-Pressesprecherin Catrin Seefranz. Ohne die Arbeit von Stengel und Willems hätte die Ausstellung für moderne Kunst wohl keine Zukunft. Denn ohne das Gestern sähe das Morgen ziemlich trist aus.

Willems recherchiert fast täglich im documenta-Archiv. Als sie Informationen für die Webseite der documenta 12 zusammenstellte, stieß sie auf ein unbetiteltes Foto der documenta II aus dem Jahr 1959, ohne zu wissen, welches Bild darauf zu sehen ist. Sie mailte es einer Archiv-Mitarbeiterin und bekam prompt die Antwort. Vermutlich hätte es gereicht, wenn sie ihr das Kunstwerk beschrieben hätte. Denn die vier Mitarbeiterinnen haben viele Bilder im Kopf - obwohl in den Räumen 250 000 Zeitungsausschnitte, 150 000 Einladungskarten, 80 000 Kataloge und 25 000 Bilder lagern. "Wir sind weltweit eine der führenden Bibliotheken für Gegenwartskunst", sagt Stengel.

Das weiß auch Kurator Roger M. Buergel zu schätzen. Denn "jeder Ausstellungsleiter", sagt Stengel, "will sich von seinen Vorgängern unterscheiden". Dazu muss man wissen, was früher in Kassel zu sehen war. Im Archiv ist alles dokumentiert. Sogar die ersten vier documenten, bei denen nur sporadisch fotografiert wurde, sind aufgearbeitet.

Weil die Teilnehmer der nächsten documenta bis auf den spanischen Starkoch Ferran Adrià noch nicht feststehen, wollen Zeitungen aus der ganzen Welt derzeit vor allem alte Bilder. Wenn Journalisten bei Willems anrufen, verweist die 24-Jährige sie an das Archiv. Dort bekommen sie fast alles. Allerdings müssen Anfrager für einige Bilder auch zahlen - denn das Archiv gehört nicht zur documenta-GmbH, sondern untersteht der Stadt Kassel.

Auch das aktuelle documenta-Logo sähe ohne das Archiv wohl ganz anders aus. Bevor die Grafikerin Martha Stutteregger das Logo entwickelte und schließlich zwölf blaue Striche auf Papier malte, schaute sie sich im Archiv die alten Schriftzüge an. Ohne Vergangenheit keine Zukunft.

www.documentaarchiv.de

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