Zum Stand der Fotokunst in Österreich | |
Kein Ende im Streit um das neue Fotomuseum.
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In der Wiener Albertina entsteht
momentan das, was von österreichischen Fotokünstlern und Fotogalerien seit
Jahren eingefordert wurde: Eine große nationale Institution zum Sammeln,
Bewahren und Ausstellen künstlerisch relevanter Fotografie - die
Fotosammlung Albertina, auch "Fotomuseum Albertina" genannt. Zusammenführung der Bestände Verschiedene historisch gewachsene Kontingente werden sozusagen in den
Pool Albertina eingebracht: Darunter die Sammlung der Graphischen Lehr- und
Versuchsanstalt, wo man auch das Fotografenhandwerk erlernen kann, und
die Fotobestände des Museum Moderner Kunst, dessen frühere Fotokuratorin Monika
Faber ja vom Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder als Leiterin der
Fotosammlung engagiert wurde. Außerdem könnte es sein, dass die Bank Austria ihre Sammlung Fotografis
der Albertina als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt - Schröder, derzeit
auch noch Leiter des Kunstforums der Bank Austria, verhandelt darüber.
Außerdem tätigt die Albertina selbst aus ihrem Budget laufend Foto-Ankäufe
- um vier bis sechs Millionen Schilling jährlich. Streit mit dem Rupertinum Klaus Albrecht Schröder, einer der einflussreichsten Strategen im
österreichischen Museumswesen, macht also kräftig Dampf in Sachen
Fotografie. Seit Monaten bemüht er sich auch um einen Bestand, der zum
Zankapfel zwischen der Albertina und dem Salzburger Rupertinum geworden ist. Es geht um die Sammlung des Bundeskanzleramtes.
Und da liegen die Dinge kompliziert.
Weiermair ist kürzlich zu einem Gespräch mit Klaus Albrecht Schröder,
der zu allen anderen Verpflichtungen auch noch mit der Neuordnung der
Salzburger Museumslandschaft betraut ist, zusammengetroffen. Im Interview
betont der Rupertinum-Chef den Aspekt der "Gewaltenteilung". Den
Salzburgern sollte demnach die Zeit nach 1945 zugesprochen werden, unter
besonderer Berücksichtigung der internationalen Szene. Die Albertina, so
Weiermair, sollte sich um die nationale Fotolandschaft kümmern und da
wiederum um die historische Dimension. Dementi Von Klaus Albrecht Schröder erfährt man etwas anderes. Er wünscht sich
sehr wohl, dass die in Salzburg befindliche BKA-Sammlung an sein Haus
wandert. Und er macht davon die sehr gewichtige Frage abhängig, wie weit
die Albertina in Zukunft Arbeiten lebender österreichischer Fotografen
ankaufen wird. Im Augenblick halte er sich bei den Österreichern zurück,
um nur ja nichts doppelt zu erwerben. Sollte die Sammlung des Bundes nicht
der Albertina zugesprochen werden, "fahren wir mit den Ankäufen gewaltig
zurück", droht Schröder. Ob die Sammlung des BKA in Salzburg bleibt oder nach Wien kommen wird,
das haben weder Weiermair noch Schröder zu entscheiden, sondern die von
Andreas Mailath-Pokorny geleitete Kunstsektion im Bundeskanzleramt.
Derzeit ist noch alles in Schwebe. Geht Weiermair? Wie immer die Entscheidung ausfällt, sie wird Peter Weiermair
möglichwerseise nicht mehr persönlich betreffen. Er trägt sich nämlich mit
dem Gedanken, nach Bologna zu gehen, wie in den letzten Wochen bereits
durchgesickert ist. "Das kann leicht sein, dass ich dort zusage",
bestätigt Weiermair im Interview. "Dann hängt es von der zukünftigen
Leitung ab, ob die Fotografie das Standbein oder das Spielbein des
Rupertinum ist." Aufwertung der Fotografie Der Umstand, dass eine Fotosammlung derart zum kulturpolitischen
Streitobjekt wird, zeigt jedenfalls eines: Dass die künstlerische
Fotografie in Österreich heute schon annähernd den Stellenwert hat, wie in
anderen europäischen Ländern auch - vor etwa 20 Jahren waren wir ja noch
ein Fotografie-Enwicklungsland, wo sich nur ein paar einsame Galerien wie
die des Forum Stadtpark
oder der damals neu gegründete Fotohof Salzburg für das Medium einsetzten. "Das öffentliche Geld ist sicherlich mehr geworden", meint Rainer
Igler, der Sprecher des Fotohof rückblickend, "man muss sich aber darüber
klar sein, dass die Bundesunterstützungen mit 13 Millionen Schilling pro
Jahr für alle Institutionen, Stipendien und Ankäufe im internationalen
Vergleich mehr als bescheiden ist." Neue Sammlerstruktur Dennoch hat die Fotografie als Kunstform in den letzten Jahren immer
stärker ihre Käufer gefunden. Sammler unterscheiden weniger, ob die
Arbeiten auf Leinwand oder Fotopapier sind, sondern suchen gezielt
Künstler oder Künstlerinnen aus - auch Fotografen, betont Mirjam Charim,
die sich seit Jahren auf Fotografie spezialisiert hat. Diese steigende Flexibilität des Käuferpublikums gibt jungen Künstlern
auch die Möglichkeit, sich noch freier zwischen den Medien Foto, Video,
Installation oder auch Malerei zu bewegen, als das in den letzten Jahren
ohnehin schon der Fall war. Auch an den Hochschulen findet Fotografie mehr Berücksichtigung als
früher, so führt Eva Schlegel an der Universität für Bildende Kunst eine
Klasse für Kunst und Fotografie. Leider verfügt Eva Schlegels Klasse nicht über eigene Labors - und wenn
man etwa aufwendige Cibachrome-Prints außer Haus machen lässt, ist das
sehr kostenintensiv, es gibt nicht genug Budget dafür. Also helfen sich
die Stundenten selbst - durch Partnerschaften mit Unternehmen. In nächster
Zeit wird es, so Eva Schlegel, auch eine Kooperation mit einem großen
Fotohersteller geben. Tipps: Das Grazer Künstlerhaus zeigt bis 16. Juli unter dem Titel "Der
Spaziergänger" einen Überblick über die Bestände der Artothek und der Fotosammlung des Bundes. Alte Stadtansichten präsentiert das Historische Museum der Stadt Wien Lisette Model in der Kunsthalle Wien | ||||
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