Zum Stand der Fotokunst in Österreich

Kein Ende im Streit um das neue Fotomuseum.
Von Dorothee Frank.


In der Wiener Albertina entsteht momentan das, was von österreichischen Fotokünstlern und Fotogalerien seit Jahren eingefordert wurde: Eine große nationale Institution zum Sammeln, Bewahren und Ausstellen künstlerisch relevanter Fotografie - die Fotosammlung Albertina, auch "Fotomuseum Albertina" genannt.

Zusammenführung der Bestände

Verschiedene historisch gewachsene Kontingente werden sozusagen in den Pool Albertina eingebracht: Darunter die Sammlung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, wo man auch das Fotografenhandwerk erlernen kann, und die Fotobestände des Museum Moderner Kunst, dessen frühere Fotokuratorin Monika Faber ja vom Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder als Leiterin der Fotosammlung engagiert wurde.

Außerdem könnte es sein, dass die Bank Austria ihre Sammlung Fotografis der Albertina als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt - Schröder, derzeit auch noch Leiter des Kunstforums der Bank Austria, verhandelt darüber. Außerdem tätigt die Albertina selbst aus ihrem Budget laufend Foto-Ankäufe - um vier bis sechs Millionen Schilling jährlich.

Streit mit dem Rupertinum

Klaus Albrecht Schröder, einer der einflussreichsten Strategen im österreichischen Museumswesen, macht also kräftig Dampf in Sachen Fotografie. Seit Monaten bemüht er sich auch um einen Bestand, der zum Zankapfel zwischen der Albertina und dem Salzburger Rupertinum geworden ist. Es geht um die Sammlung des Bundeskanzleramtes. Und da liegen die Dinge kompliziert.

Peter Weiermair / ©Bild: APA
Peter Weiermair / ©Bild: APA
Die BKA-Sammlung ist nämlich mit der eigenen Kollektion des Rupertinum in Salzburg dort gemeinsam gewachsen. Gesammelt wurde österreichische und internationale Fotografie nach 1945. Die beiden Kollektionen zu trennen, hieße, einen inhaltlich zusammengehörigen Sammlungskörper auseinander zu reißen, so argumentiert jedenfalls Peter Weiermair, der Leiter des Rupertinum.

Weiermair ist kürzlich zu einem Gespräch mit Klaus Albrecht Schröder, der zu allen anderen Verpflichtungen auch noch mit der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft betraut ist, zusammengetroffen. Im Interview betont der Rupertinum-Chef den Aspekt der "Gewaltenteilung". Den Salzburgern sollte demnach die Zeit nach 1945 zugesprochen werden, unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Szene. Die Albertina, so Weiermair, sollte sich um die nationale Fotolandschaft kümmern und da wiederum um die historische Dimension.

Dementi

Von Klaus Albrecht Schröder erfährt man etwas anderes. Er wünscht sich sehr wohl, dass die in Salzburg befindliche BKA-Sammlung an sein Haus wandert. Und er macht davon die sehr gewichtige Frage abhängig, wie weit die Albertina in Zukunft Arbeiten lebender österreichischer Fotografen ankaufen wird. Im Augenblick halte er sich bei den Österreichern zurück, um nur ja nichts doppelt zu erwerben. Sollte die Sammlung des Bundes nicht der Albertina zugesprochen werden, "fahren wir mit den Ankäufen gewaltig zurück", droht Schröder.

Ob die Sammlung des BKA in Salzburg bleibt oder nach Wien kommen wird, das haben weder Weiermair noch Schröder zu entscheiden, sondern die von Andreas Mailath-Pokorny geleitete Kunstsektion im Bundeskanzleramt. Derzeit ist noch alles in Schwebe.

Geht Weiermair?

Wie immer die Entscheidung ausfällt, sie wird Peter Weiermair möglichwerseise nicht mehr persönlich betreffen. Er trägt sich nämlich mit dem Gedanken, nach Bologna zu gehen, wie in den letzten Wochen bereits durchgesickert ist. "Das kann leicht sein, dass ich dort zusage", bestätigt Weiermair im Interview. "Dann hängt es von der zukünftigen Leitung ab, ob die Fotografie das Standbein oder das Spielbein des Rupertinum ist."

Aufwertung der Fotografie

Der Umstand, dass eine Fotosammlung derart zum kulturpolitischen Streitobjekt wird, zeigt jedenfalls eines: Dass die künstlerische Fotografie in Österreich heute schon annähernd den Stellenwert hat, wie in anderen europäischen Ländern auch - vor etwa 20 Jahren waren wir ja noch ein Fotografie-Enwicklungsland, wo sich nur ein paar einsame Galerien wie die des Forum Stadtpark oder der damals neu gegründete Fotohof Salzburg für das Medium einsetzten.

"Das öffentliche Geld ist sicherlich mehr geworden", meint Rainer Igler, der Sprecher des Fotohof rückblickend, "man muss sich aber darüber klar sein, dass die Bundesunterstützungen mit 13 Millionen Schilling pro Jahr für alle Institutionen, Stipendien und Ankäufe im internationalen Vergleich mehr als bescheiden ist."

Neue Sammlerstruktur

Dennoch hat die Fotografie als Kunstform in den letzten Jahren immer stärker ihre Käufer gefunden. Sammler unterscheiden weniger, ob die Arbeiten auf Leinwand oder Fotopapier sind, sondern suchen gezielt Künstler oder Künstlerinnen aus - auch Fotografen, betont Mirjam Charim, die sich seit Jahren auf Fotografie spezialisiert hat.

Diese steigende Flexibilität des Käuferpublikums gibt jungen Künstlern auch die Möglichkeit, sich noch freier zwischen den Medien Foto, Video, Installation oder auch Malerei zu bewegen, als das in den letzten Jahren ohnehin schon der Fall war.

Auch an den Hochschulen findet Fotografie mehr Berücksichtigung als früher, so führt Eva Schlegel an der Universität für Bildende Kunst eine Klasse für Kunst und Fotografie.

Leider verfügt Eva Schlegels Klasse nicht über eigene Labors - und wenn man etwa aufwendige Cibachrome-Prints außer Haus machen lässt, ist das sehr kostenintensiv, es gibt nicht genug Budget dafür. Also helfen sich die Stundenten selbst - durch Partnerschaften mit Unternehmen. In nächster Zeit wird es, so Eva Schlegel, auch eine Kooperation mit einem großen Fotohersteller geben.

Tipps:

Das Grazer Künstlerhaus zeigt bis 16. Juli unter dem Titel "Der Spaziergänger" einen Überblick über die Bestände der Artothek und der Fotosammlung des Bundes.
Künstlerhaus, Burgring, 8010 Graz,
Tel.: +43-316-82 73 91

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