Salzburger Nachrichten am 08. September 2003 - Bereich: kultur
Leben in einer codierten Welt

LINZ (SN, APA). "Ob alles auf der Welt codierbar ist, steht in den Sternen", so umriss der Berliner Medientheoretiker Friedrich Kittler in seinem Eröffnungsvortrag das weite Diskussionsfeld des diesjährigen Ars-Electronica-Symposiums, das am Sonntag begann. Der theoretische Teil des Linzer Computerkunstfestivals (bis 11. 9.) setzt sich mit dem Festivalthema Code als "Sprache unserer Zeit" auseinander. Erläutert werden die "sozialen Umstände, in denen wir als Einzelner oder als Gesellschaft in Kunst, Gesetz und Leben bereit sind, uns dem Code zu unterwerfen", so Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker.

"Der Begriff Code droht so inflationär wie fraglich zu werden", betonte Kittler. "Wenn alles Code wä-re, hätten wir die Sprache als Haus des Seins verlassen". Codes bestimmen jedoch das Leben der Informationsgesellschaft und obwohl sie von vornherein neutral sind, sind sie für so unterschiedliche Anwendungen wie Börsenkurse, Computerkunst oder Kriegsführung einsetzbar.