07.04.2003 12:49
Der Skulptur auf der Spur
Kann
sich der erweiterte Skulpturenbegriff auch in Objekten verdichten? - Ausstellung
im Raum aktueller Kunst
Kann sich der erweiterte Skulpturenbegriff auch in
Objekten verdichten? Bildhauerei ist ja lange nicht mehr die Kunst des
Holzschnitzens oder Steineklopfens. "Discussing sculpture", eine kleine, feine
Themenausstellung mit Künstlern der Galerie, setzt ihren Schwerpunkt auf
verdichtete Formen von "Skulptur" - im Gegensatz etwa zu im wahrsten Sinne
erweiterten, ausufernden Projekten eines Hans Schabus.
Skulptur kann
heute das Licht sein, das von einem Blattgoldstreifen am Rande des durch seine
Pigmentierung alles Licht schluckenden Bildes von Ettore Spalletti auf
die Wand reflektiert. Skulptur kann heute auch die (Wasser-)Bewegungen einer
Synchronschwimmerin unter der Wasseroberfläche sein, welche Asta Gröting
auf Video festhält. Giuseppe Gabellone, der seine Werke nach
Fertigstellung zerstört, kippt die Tischoberfläche und entfunktionalisiert das
fotografierte Objekt, während Werner Feiersinger ein absurdes bemaltes
Aluguss-Wandbild als Skulptur aus der Wand kippen lässt. Der Brite Joe
Scanlan geht es pragmatisch an, fabriziert etwas, das bestens als Skulptur
wie auch als Bücherregal funktioniert - wie Fotos
dokumentieren:
"Investigation on the Role of the Consumer in the
Interpretation of a Work of Art, 1989-1999" heißt das Opus. Vieles passiert in
Anlehnung an die 70er, aber wie in der Mode und der Musik auch, mit dem Wissen
um die Vorväter ironisch bis charmant remixt, überdacht und doch wieder
erweitert, ohne nervig zu strapazieren. (dok/DER STANDARD, Printausgabe,
7.4.2003)