Und er war rosa. Die Innenseite des Kuverts war es jedenfalls. Denn mehr war einfach nicht drinnen, der Umschlag war leer. Irgendetwas muss hier doch sein, ein Konzept, ein Diskurs, eine künstlerische Irritation, ein von der dementsprechend berüchtigten MAKschen Nachbarschaft inspiriertes verschlüsseltes Manifest. Der kuvertierte Hauch eines rektoralen Aufschreis? Recht hatte ich!
„Money (f)or the arts“,
schrie es auch schon aus meinem E-Mail-Eingang. „Österreich braucht
DRINGEND ein Instrument, das – analog zum Wissenschaftsfonds FWF – die
Entwicklung zeitgenössischer Kunstpositionen fördert und stimuliert!“
Das meint jedenfalls einig die Herrenriege der sechs Rektoren der
Kunstuniversitäten. Zur „Rettung der Zukunft der Kulturnation
Österreich“ sei künstlerische Grundlagenforschung jenseits
„marktorientierter Kunstproduktion“ die Basis. „ABER DAFÜR MUSS MAN
ETWAS TUN! JETZT!“ Ohrenbetäubt starre ich in das leere Kuvert. Ganz
langsam taucht vor meinem inneren Auge ein simples Wort auf. Und ich
brülle zurück: MUSEEN!
Das sind doch seit mehr als einem
Jahrhundert die FWFs der zeitgenössischen Kunst! Genau sie sind doch
dafür verantwortlich, dass in der Kunst nicht nur Marktkonformes einen
Platz bekommt. Nicht für ohnedies schon extrem teure Ware sollte es
große Sponsor-Dinner geben, sondern genau für das, was die weitere
Basis der viel beschworenen Kulturnation Österreich sein wird. Oder,
noch besser, die Museen sollten gleich vermehrt die Entstehung
wichtiger Werke finanzieren.
Wo sonst als in den Museen sollten die Kompetenzen zu finden sein, die den geschultesten, objektivsten Blick zur Bewertung nötiger „künstlerischer Grundlagenforschung“ haben? Wozu also neue Strukturen errichten? Damit Künstler, die sich nach vier, fünf Stipendien noch immer nicht durchsetzen, ihre erfolgreicheren Kollegen beurteilen können? Am Ende also, wie immer, mehr Fragezeichen als Rufzeichen. Ich packe sie in das rosa Kuvert und schicke sie zurück.
almuth.spiegler@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2007)