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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
19. Oktober 2004
19:23 MESZ
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Kommunalpolitik: In Salzburg heißt es Sport gegen Kultur



Subventions-Kürzungen in der Kulturstadt Salzburg
 
Kalt-warm in der Salzburger Kulturpolitik
Während der Bürgermeister bei lokalen Initiativen den Rotstift ansetzt, planen Stadt und Land zweijährig stattfindendes Avantgardefestival

Salzburg - "Der Kahlschlag des Salzburger Bürgermeisters im Kulturbereich ist ein schwerer Vertrauensbruch und zeugt von großer Kurzsichtigkeit." Bernhard Amann, Vorsitzender der IG-Kultur Österreich, wirft Salzburgs SP-Bürgermeister Heinz Schaden vor, vorsätzlich "wichtige sozio-kulturelle Grundlagen" zu zerstören.

Wie vom STANDARD berichtet plant Schaden, kommendes Jahr für die Kulturförderung über 700.000 Euro weniger auszugeben. Der selbst in seiner Existenz bedrohte Dachverband Salzburger Kulturstätten - er vertritt die Interessen von 64 freien Kulturstätten, davon 34 in der Landeshauptstadt - befürchtet, dass einige Initiativen die Kürzungen nicht überleben werden. Die Initiative Architektur etwa soll 2005 um 56 Prozent weniger Subvention von der Stadt erhalten.

Während Schaden in den vergangenen Tagen die Einschnitte noch mit der durch die Steuerreform des Bundes ausgelösten Finanzmisere der Kommunen zu rechtfertigen versuchte, schritt er am Dienstag gemeinsam mit SP-Landeshauptfraustellvertreter Othmar Raus zur Präsentation eines neuen Projektes: Im Mozartjahr 2006 soll von 22. April bis 16. Juni ein eigenes Avantgardefestival über die Bühne gehen. Kostenpunkt der Veranstaltung Kontra.com: 1,35 Millionen Euro, die zu gleichen Teilen vom Land Salzburg, der Stadt und dem Salzburger Altstadtverband aufgebracht werden. Dazu kommen 200.000 Euro als Reserve für unvorhersehbare Kosten.

In Zukunft soll Kontro.com alle zwei Jahre über die Bühne gehen. Ein inhaltliches Konzept oder Programme gibt es derzeit noch nicht. Landeskulturreferent Raus erwartet sich jedenfalls einen Akzent für die Moderne als Ausgleich für die Überfülle an Mozart im Jahr 2006.

Als Kuratoren wurden Tomas Zierhofer-Kin und Max Hollein engagiert. Die beiden sind durchaus erfahrene Kulturmanager: Zierhofer hatte das Salzburger Festival Zeitfluss geleitet und war Berater der Kultursenatorin der Stadt München. Von 2002 bis 2004 war er Programmkurator für die Wiener Festwochen.

Max Hollein, Sohn des Architekten Hans Hollein, ist Direktor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt. Davor arbeitete er als Projektleiter für Guggenheim in New York und ist Kommissär des österreichischen Pavillons bei der nächstjährigen Kunstbiennale in Venedig. (neu/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2004)


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