Salzburger Nachrichten am 05. Jänner 2004 - Bereich: kultur
Die Skulptur im Wandel

Das Museum der Moderne Salzburg zeigt Plastik aus drei Generationen

SALZBURG (SN).

Roland Goeschl, Erwin Wurm und Manfred Erjautz: drei Generationen, drei Stilrichtungen, die skulpturales und plastisches Arbeiten in Österreich konsequent erweiterten, wie in der jüngsten Ausstellung "Farbige Plastik" im Museum der Moderne Rupertinum in Salzburg gezeigt wird.

Die Trias der Primärfarben Rot, Blau und Gelb innerhalb des dreidimensionalen Raums ist das bestimmende und unverwechselbare Merkmal von Roland Goeschl. Farbe dient ihm sowohl als Unterstützung als auch als Ablenkung oder Zerstörung der plastischen Form. Die Farbe ist ihm immer Material, das, parallel zum skulpturalen Aufbau der Arbeit, ein eigenes Farbgefüge entstehen lässt.

"Folgen Sie der Anweisung und realisieren Sie die Skulptur" ist Erwin Wurms Aufforderung an den Besucher, in Interaktion mit einem schlichten Holzstuhl zu treten und Teil der Skultpur "Der Idiot" zu werden. Der Künstler, er wird heuer 50 Jahre alt, hat mit seinem Mobiliar aus drei Jahrzehnten Beispiele des Alltags gewählt - flüchtig, einfach und ohne Anspruch auf Prätention werden auf den Möbelstücken Zeichnungen und schriftliche Zitate eingesetzt. Wurm hat einen "interdisziplinären" Skulpturenbegriff manifestiert, indem er die Psychologie und das Agieren des Betrachters zu wesentlichen Bestandteilen seines Werkes bestimmt hat.

Assoziationsreich treten die sieben Figuren - drei Frauen, zwei Halbwüchsige, zwei Kleinkinder und ein Baby - des Manfred Erjautz auf und zueinander in ein kompliziertes, schwer erkennbares Beziehungsgeflecht; Gestalten, die hermetisch in sich gekehrt sind und unter der fetischhaften Wirkung ihrer Haltungen und textilen Haut danach trachten, ihr Inneres aus dem "Sumpf" der Oberfläche herauszuschälen.

Der 1966 in Graz geborene und in Wien lebende Manfred Erjautz hat die gestickten Worte eines Kelchtuches für seine Shelter-Skulptur "Postbirth Version" verwendet, um das aus der Figur einer Frau und ihrem Neugeborenen bestehende Ensemble zu "behausen". Stoffe und Aufnäher, ein - oberflächlich betrachtet - buntes Gewirr verschiedenster Anspielungen auf die Ismen der Gegenwart, auf gesellschaftliche Zugehörigkeit durch das Zurschautragen von Brandings und jede Menge bekannter Logos und Markenzeichen werden durch den Einsatz chirurgischer Nadeln zur zweiten Haut der verwendeten Schaufensterpuppen, die gleichsam als Synonym unserer fremdbestimmten Haltung gelten.

GUDRUN WEINZIERL

Geöffnet 5. Jänner bis 21. März, täglich außer Montag 10-8 Uhr, Mi. bis 21 Uhr.