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Kunstberichte

Technisches Techtelmechtel

Ausstellung
Illustration
- Biologische Nabelschau: Richard Kriesches „datenwerk: mensch“ präsentiert genetische Porträts.  Foto: Kriesche

Biologische Nabelschau: Richard Kriesches „datenwerk: mensch“ präsentiert genetische Porträts. Foto: Kriesche

Von Christoph Irrgeher

Irgendwie spacig. Da prunken Porträts von Meistern wie Rembrandt im Bassanosaal. Und dazwischen diese technischen Tafeln: Voller Buchstaben. Oder Mugerln, die wie EKG-Kurven verlaufen. Was das soll?

Wilfried Seipel ist jedenfalls stolz. Kollege Peter Noever hat unlängst gemotschkert, es würde zu wenig für zeitgenössische Kunst getan, sagt der Chef des Kunsthistorischen Museums. Voilà, nun ist sie da. Und heuer zum zweiten Mal in Seipels Hallen: Nach dem befremdlich fiependen "Zauberflöten-Automat" des Stephan von Huenes pflanzen sich nun Richard Kriesches Porträts zwischen altehrwürdigen Vorgängern auf, lassen tief blicken.

Weil es Kriesche nicht reicht, bloß Antlitze zu pinseln. Buchstaben im Hintergrund gewähren biologische Tiefenschau, sind – genau gesagt – molekularbiologische Daten des Porträtierten, ganz genau gesagt Ausschnitt seines Genfragments. Was auch die merkwürdigen Mugerln erklärt, auch dieses Surren aus Lautsprechern, die einen Gen-Pool klingen lassen.

Technisches Techtelmechtel der Kunst? Populärwissenschaftliche Ästhetik? Jedenfalls eine kurzweilige Spielerei. Deren beschränkt ästhetische Neuerungskraft es ein wenig mindert, wenn der Künstler über neue Paradigmen und Perspektiven, eine Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft parliert.

Aber es stimmt schon: Hier ist auch der Luftbefeuchter ganz hübsch.

datenwerk : mensch

das portrait –

genealogie & genetik

Von Richard Kriesche

7. September bis 4. Oktober

Kunsthistorisches Museum

Bassanosaal

Tüftelei.

Donnerstag, 07. September 2006


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