Irgendwie spacig. Da prunken Porträts von Meistern
wie Rembrandt im Bassanosaal. Und dazwischen diese technischen Tafeln:
Voller Buchstaben. Oder Mugerln, die wie EKG-Kurven verlaufen. Was das
soll?
Wilfried Seipel ist jedenfalls stolz. Kollege Peter Noever hat unlängst
gemotschkert, es würde zu wenig für zeitgenössische Kunst getan, sagt der
Chef des Kunsthistorischen Museums. Voilà, nun ist sie da. Und heuer zum
zweiten Mal in Seipels Hallen: Nach dem befremdlich fiependen
"Zauberflöten-Automat" des Stephan von Huenes pflanzen sich nun Richard
Kriesches Porträts zwischen altehrwürdigen Vorgängern auf, lassen tief
blicken.
Weil es Kriesche nicht reicht, bloß Antlitze zu pinseln. Buchstaben im
Hintergrund gewähren biologische Tiefenschau, sind – genau gesagt –
molekularbiologische Daten des Porträtierten, ganz genau gesagt Ausschnitt
seines Genfragments. Was auch die merkwürdigen Mugerln erklärt, auch
dieses Surren aus Lautsprechern, die einen Gen-Pool klingen lassen.
Technisches Techtelmechtel der Kunst? Populärwissenschaftliche
Ästhetik? Jedenfalls eine kurzweilige Spielerei. Deren beschränkt
ästhetische Neuerungskraft es ein wenig mindert, wenn der Künstler über
neue Paradigmen und Perspektiven, eine Zusammenarbeit von Kunst und
Wissenschaft parliert.
Aber es stimmt schon: Hier ist auch der Luftbefeuchter ganz hübsch.
datenwerk : mensch
das portrait –
genealogie & genetik
Von Richard Kriesche
7. September bis 4. Oktober
Kunsthistorisches Museum
Bassanosaal
Tüftelei.
Donnerstag, 07. September
2006