Kunst als Grenzgängerei | |
Der Kunst einen Ort, dem Nachwuchs die Manifesta.
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Nach Rotterdam und Luxemburg ist nun
Ljubljana der Schauplatz der dritten Manifesta, die Mitte Juni eröffnet
wurde. Damit ist man nicht nur bewusst über die EU-Grenzen hinausgegangen.
Auch das Motto der diesjährigen Manifesta bezieht sich auf
Grenzüberschreitungen: "Borderline - Syndrome. Energies Of Defense" heißt
es im Untertitel zur diesjährigem Manifesta.
Raum für den Rand Hauptthema der Schau ist die Auseinandersetzung mit Europa und die
Definition von Grenzen und Randlagen - sowohl auf politischer wie auch auf
persönlicher Ebene. Migration und die Auseinandersetzung mit der
Problematik von Flüchtlingen ist daher ein oftmals wiederkehrendes
Motiv. Ein Beispiel dafür wäre etwa ein Video der Schweizer Künstlerin Ursula
Biemann. In einer Folge selbstgespielter Szenen stellt sie Formen des
Wahnsinns dar, die im inszenierten Selbstmord enden. Ganz anders die Fotografien des in Wien lebenden Gregor Zivic, der
absurde Räume baut und sich selbst darin in höchst ungewöhnlichen
Positionen fotografiert, so als würde er frei schweben. Beide, Ursula
Biemann und Gregor Zivic, sind im internationalen Betrieb eher unbekannte
Künstler, aber solche zu präsentieren ist eine Vorgabe der Manifesta.
Viel Film Versucht man die höchst unterschiedlichen Arbeiten von 58 Künstlern
zusammenzufassen, so lässt sich sagen: Es gibt einen deutlichen
Schwerpunkt an kinoähnlichen Medienarbeiten und zugleich zahlreiche
Versuche, Grenzen und Überschreitungen verschiedenster Art darzustellen.
Herausragend ein Schwarz-Weiß-Video des in Kärnten geborenen Josef
Dabernig. Zwei Männer in einem Buswartehäuschen, die sich gebärden wie
Linienrichter beim Fußball, dazu die entsprechenden Geräusche, die jedoch
wieder an anderen Orten aufgenommen wurden.
Einen weiteren Schwerpunkt auf der Manifesta in Laibach bilden
Arbeiten, in denen es um Migration geht. Z. B. eine Dokumentation von Amit
Goren aus Tel Aviv. Hier wird gezeigt, wie ein schwarzer Lehrer Kinder
unterrichtet, die illegal in Israel leben. Die Videoarbeit ist zugleich
ein Beweis dafür, dass die vier Kuratoren, trotz europäischer Ausrichtung
dieser Manifesta, den Versuch unternommen haben, über die Grenzen
hinauszublicken und Themen wie Migration nicht bloß auf den Kontinent zu
beziehen. Eklat bei der Eröffnung Gleich bei der Pressekonferenz kam es zu einem Eklat, als der in Wien
lebende Alexander Brener, der sich als Kunstterrorist bezeichnet, die
Leinwand des Vortragssaales im sogenannten Cankarjev Dom mit einem
Anti-Manifesta-Spruch besprühte. Brener, der bereits im Amsterdamer
Stedelijk Museum ein Malevitch-Bild beschädigte, ist auch in Wien für
solche Aktionen bekannt. Er wurde abgeführt und kam kurzfristig in
Untersuchungshaft. Was bringt's? Feierlich wie bei einem großen Staatsakt wurde bei der Eröffnung die
Bedeutung dieser dritten Manifesta für Laibach betont. Immerhin wurde ein
innerhalb der EU-Grenzen aufgebautes Ausstellungsprojekt in eines jener
Länder verlegt, das lange dem so genannten Osten zugeordnet wurde. Davon
sprach sowohl der liberaldemokratische slowenische Kulturminister Josef
Skolc wie auch der Vorsitzende des Manifesta-Komitees Henry Meric
Huges. Das führt weiter zu der Frage, welche Vorteile die Manifesta, die mit
umgerechnet rund 12 Millionen Schilling produziert wurde, einer boomenden
Kulturstadt des ehemaligen Ostens wie Ljubljana bringen könnte. Hier gehen
die Meinungen deutlich auseinander. Die Philosophin Marina Grzinic findet,
durch die Manifesta würde mit finanzieller Hilfe von außen lediglich das
Veranstaltungsmonopol der größten Kulturinstitution von Ljubljana - dem so
genannten Cankarev Dom gestärkt werden. Neue Strukturen für die Kunst
allerdings könne die Manifesta in Ljubljana nicht schaffen, sagt Marina
Grzinic. Die Künstlerin Maritica Potrc dagegen meint, durch die Manifesta würde
ein Dialog zwischen lokaler Szene und Besuchern von außerhalb zu Stande
kommen. Gleich zu Beginn also löste die Manifesta in Ljubljana
kulturpolitische Diskussionen aus. Besucht werden kann diese Kunstbiennale
noch bis 24. September. Link: Manifesta | ||||||||
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