Salzburger Nachrichten am 20. August 2003 - Bereich: kultur
Wasserspiele der besonderen Art

Jaume Plensa Galerie Academia Residenz und Mario Mauroner Contemporary Art, Riederkai

Es zeugt von großer Wertschätzung, wenn die Galerie Academia an ihren beiden Ausstellungsorten in der Residenz und am Ignaz-Rieder-Kai die jüngsten Arbeiten von Jaume Plensa in Salzburg zeigt. Zum dritten Mal präsentiert die Galerie eine Einzelausstellung dieses spanisches Künstlers, der zurzeit nicht nur an einem großen Auftrag für das Art Museum of Chicago arbeitet, sondern auch für die Ruhrtriennale im September zusammen mit der Gruppe "La Fura dels Baus" das Bühnenbild für eine neue "Zauberflöten-Inszenierung vorbereitet. Plensa zeigt in Salzburg, dass er seine Qualitätsmaßstäbe durchgängig hält und ebenso dicht wie zuletzt seine Inhalte in Formen zu verpacken versteht. Die Oberflächen sind glatt, aber nie zu glatt. Plensa ist ein Meister der Inszenierung, die jedoch nie ins Leere führt, sondern Philosophisches wie Literarisches verdichtet und in eine sehr eigenständige und persönliche Form bringt. Diesmal rückt er die Psychologie ins Zentrum und zeigt mit der raumfüllenden Installation "Freuds Kinder" ein surreales Plätschern in Zinkwannen, wo aus echt erscheinenden Augen der weißen Gesichtsmasken Tränen rinnen oder zusammengehaltene Hände Wasser sammeln und dieses gleichzeitig wieder herausrinnen lassen. Diese raumfüllende Arbeit trifft in Salzburg auf vertrautes Terrain. Die Bezugnahme zu Wasserspielen ist nicht weit hergeholt. Die Arbeit dauerhaft in einem Salzburger Museum zu wissen, wäre sinnvoll. Sigmund Freud als Thema zieht sich durch sämtliche weitere Arbeiten, allesamt aus den Jahren 2002 und 2003. Plensa findet zu den Freud'schen Themen sehr eigenständige, bildliche Assoziationen, die er in den Bronzeobjekten in weißer Patinierung körperlich werden lässt. Die Verwandtschaft wird thematisiert, die männliche Sexualität, die Beziehung zwischen Vater und Bruder und zwischen Bruder und Schwester.

Wiederkehrend findet sich auch in den neuesten Arbeiten die Schrift als wichtiges Gestaltungsmittel. Und bei allem sind es immer wieder die Fragen, die den Künstler interessieren. Nicht nur die Installation "Der Sessel des Künstlers", sondern auch im metaphorischen Selbstporträt als wenig geöffnete Muschel kehrt das Fragezeichen wieder. Neben dem bildhauerischen Werk überzeugen intime tagebuchartige Collagen auf Papier, die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte der Skulpturen darstellen.

(Bis 31. 8.)

ELISABETH RATH