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11.12.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Curtze. Zu Kurt Kocherscheidts 10. Todestag präsentiert die Galeristin einen exquisiten Einblick in "Kappas" mächtiges malerisches Werk zwischen 1985 und 1986. Sehr präzise lassen sich dabei die Übergänge von Figuration und Abstraktion erkennen. Naturreferenzen wie Blüten, Hülsen oder Blätter werden in den früheren Beispielen expressionistisch und pastos auf den Bildträger gebannt. Dabei spielt stets die zeichnerische schwarze Struktur der Form eine übergeordnete Rolle. Trotz der permanenten materiellen Präsenz der Farbe überzeugt Kocherscheidt in seiner tiefenillusionistischen atmosphärischen Qualität. 1986 stilisieren sich die zuvor noch gegenstandsbezogenen Formen zu abstrakten geometrisierenden Gebilden wie Kugeln oder Schachbrettmustern. Letztere knüpfen an Kocherscheidts wuchtig archaischen Holzbrettskulpturen mit Perforierung an. Ihre Gesamtform taucht wiederum in den Gemälden als skulptural massive Form auf. In der Tat muß Kocherscheidt als exzeptionelle Position in der österreichischen Malereigeschichte gewertet werden.

Der Kontext mit den Wirklichkeiten ist spätestens ab den späten 1970er Jahren zu vernachlässigen, steht damals schon die Malerei im Dienste ihrer selbst, die fabulierenden exotischen Gegenwelten verblichen. Zwar ist seine Handschrift einer mitteleuropäischen Expressivität und "Erdigkeit" wie vielleicht bei Lüpertz, Baselitz und Kiefer verbunden.

Seine Orientierung an die Abstraktion und als Vertreter einer in sich gekehrten ernsthaften Malweise lässt ihn als wesentlichen geistigen Vorreiter für die malerische Abstraktion von Bohatsch, Scheibl, Brandl und Vopava gelten (I., Seilerstätte 15; bis 18. Jänner 2003).

Galerie Ulysses. Christoph Kern versucht in Gemälden und Papierarbeiten entgegengesetzte Pole in Spannung und neuer Aussage zu vernetzen. Dabei bildet der persönliche malerische Strich einerseits und die Wissenschaft in Form von computergenerierten Formen wie Würfel, Quader und Kristalle andererseits die Ausgangssituation. Das Kolorit der geometrischen Motive fließt in den abstrakten Umraum aus. Dabei sind die dunkleren Werkbeispiele überzeugender, vermitteln sie mehr Atmosphäre und räumlichen Illusionismus, während diejenigen mit grelleren Farben des öfteren in einer oberflächlichen, allzu stark abdeckenden, Malschicht verharren (I., Opernring 21; bis 21. Dezember).



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