Galerie Curtze. Zu Kurt Kocherscheidts 10. Todestag
präsentiert die Galeristin einen exquisiten Einblick in "Kappas" mächtiges
malerisches Werk zwischen 1985 und 1986. Sehr präzise lassen sich dabei
die Übergänge von Figuration und Abstraktion erkennen. Naturreferenzen wie
Blüten, Hülsen oder Blätter werden in den früheren Beispielen
expressionistisch und pastos auf den Bildträger gebannt. Dabei spielt
stets die zeichnerische schwarze Struktur der Form eine übergeordnete
Rolle. Trotz der permanenten materiellen Präsenz der Farbe überzeugt
Kocherscheidt in seiner tiefenillusionistischen atmosphärischen Qualität.
1986 stilisieren sich die zuvor noch gegenstandsbezogenen Formen zu
abstrakten geometrisierenden Gebilden wie Kugeln oder Schachbrettmustern.
Letztere knüpfen an Kocherscheidts wuchtig archaischen Holzbrettskulpturen
mit Perforierung an. Ihre Gesamtform taucht wiederum in den Gemälden als
skulptural massive Form auf. In der Tat muß Kocherscheidt als
exzeptionelle Position in der österreichischen Malereigeschichte gewertet
werden.
Der Kontext mit den Wirklichkeiten ist spätestens ab den
späten 1970er Jahren zu vernachlässigen, steht damals schon die Malerei im
Dienste ihrer selbst, die fabulierenden exotischen Gegenwelten verblichen.
Zwar ist seine Handschrift einer mitteleuropäischen Expressivität und
"Erdigkeit" wie vielleicht bei Lüpertz, Baselitz und Kiefer verbunden.
Seine Orientierung an die Abstraktion und als Vertreter
einer in sich gekehrten ernsthaften Malweise lässt ihn als wesentlichen
geistigen Vorreiter für die malerische Abstraktion von Bohatsch, Scheibl,
Brandl und Vopava gelten (I., Seilerstätte 15; bis 18. Jänner 2003).
Galerie Ulysses. Christoph Kern versucht in Gemälden und
Papierarbeiten entgegengesetzte Pole in Spannung und neuer Aussage zu
vernetzen. Dabei bildet der persönliche malerische Strich einerseits und
die Wissenschaft in Form von computergenerierten Formen wie Würfel, Quader
und Kristalle andererseits die Ausgangssituation. Das Kolorit der
geometrischen Motive fließt in den abstrakten Umraum aus. Dabei sind die
dunkleren Werkbeispiele überzeugender, vermitteln sie mehr Atmosphäre und
räumlichen Illusionismus, während diejenigen mit grelleren Farben des
öfteren in einer oberflächlichen, allzu stark abdeckenden, Malschicht
verharren (I., Opernring 21; bis 21. Dezember).
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