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Pure Malerei nicht nur in Rot

Der 70. Geburtstag von Markus Prachensky wird zweifach gefeiert: Die RLB-Landesbank zeigt eine große Retrospektive, die Galerie Thoman Neues.

INNSBRUCK. Die Ausstellung auf der Kunstbrücke ist die letzte, die von Georg Loewit als künstlerischem Leiter der RLB-Kunstbrücke kuratiert wird. Nach vier Jahren und 13 Ausstellungen zieht er sich zurück, um wieder mehr Zeit für seine eigene Arbeit als Bildhauer zu haben. "Beerbt" wird Loewit von der jungen Südtiroler Kunsthistorikerin Sylvia Höller, die ihre Diplomarbeit über den Tiroler Maler und Grafiker Ernst Nepo geschrieben hat.
Die Ausstellung in der RLB-Landesbank zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch Markus Prachenskys einzigartiges Lebenswerk, während in der Galerie Thoman sein jüngster, während einer USA-Reise im vergangenen Jahr entstandener Zyklus zu sehen ist. Diese neuen Bilder sind in Acryl auf Leinwände oder große rußgeschwärzte Büttenpapiere gemalt. "California Revisited" heißt dieser Zyklus, der ein stimmungsträchtiges Surrogat von Landschaftlichem genauso wie der Musik von Miles Davies ist.
Denn Markus Prachenskys Malerei ist eine total ungegenständliche, allerdings immer inspiriert von der Natur, ihren Formen, Farben, Architekturen und Gerüchen, aber auch den Emotionen des Meisters beim Akt des Malens. In diesem erschafft sich Prachensky seine Wirklichkeiten neu, dichtet er das Gesehene mit den Mitteln der puren Malerei nach. Diese Bildsprache ist einzigartig, gebaut aus gerundeten oder geraden Farbbalken, einzelnen oder in Gruppen gesetzten, um in der Wuchtigkeit ihrer Setzung an den Rändern reizvoll zu verspritzen. Auf schwarze Untergründe hat Prachensky seinen jüngsten Zyklus gemalt, der einen milder gewordenen Künstler verrät, dessen Pinselhiebe malerischer geworden sind.
Prachensky kehrt hier wieder an seine Anfänge in den fünfziger Jahren zurück, zu seinen ersten informellen Bildern, die nach Gehversuchen im geometrisch Konstruktiven entstanden sind. Auch von diesen sind auf der Kunstbrücke drei Beispiele zu sehen, bevor der erst 25-Jährige zu seiner Handschrift gefunden hat, die er bis heute nur mehr marginal variiert.
Damals war ein kräftiges, auf weiße oder schwarze Untergründe gesetztes Rot die für Jahre einzige Farbe des Künstlers, der 1956 - angeregt von seinem Mentor Otto Mauer - gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer in Wien die Galerie nächst St. Stephan gegründet hat.
Als Rotmaler ist Markus Prachensky in die österreichische Kunstgeschichte eingezogen, als Verdichter des Realen auf elementare Kürzel, die in ihrer klaren Struktur oft den gelernten Architekten erahnen lassen. Rot als Farbe alles Vitalen, des Blutes genauso wie des Feuers, dominiert noch heute Prachenskys Bildwelt. Seit vielen Jahren konkurrenziert allerdings ein kräftiges Blau, Grün, Gelb und neuerdings auch Violett das längst zum Markenzeichen gewordene Rot Markus Prachenskys.
2002-07-01 16:18:09