Man
ist geneigt, es der Wirkung der österreichischen Kunst zuzuschreiben,
wenn selbst die Polizistin am Eingang zum Staatlichen Architekturmuseum
in Moskau (MUAR) eine hierzulande sonst so versteckte Herzlichkeit,
gepaart mit lächelnder Neugier an den Tag legt. Gut möglich freilich,
dass die Weite des ehemaligen zaristischen Palais, in dem das MUAR
untergebracht ist, für sich allein gemütsaufhellend wirkt. Gewiss, nach
70 Jahren Sowjetzeit und postsowjetischer Ölboom-Ignoranz herrscht
Restaurationsbedarf. „Gut, dass die Krise gekommen ist und den
kulturzerstörerischen Neubauwahn unterbrochen hat“, sagt Irina
Korobina, Chefin des MUAR.
In jedem Fall gut, dass Österreichs
Gegenwartskunst es endlich in einer umfangreichen Schau nach Moskau
geschafft hat. „Austria Davaj!“ nennt sich die Ausstellung, die am
Freitag eröffnet wird und „in 17 ausgewählten Positionen Licht auf
österreichische Kreativität abseits kurzlebiger Trends“ wirft, wie
Martina Kandeler-Fritsch, Interimsgeschäftsführerin des MAK Wien,
erklärt. Vorgänger Peter Noever hatte die Schau angedacht und den Bogen
zur Präsentation russischer Kunst („Davaj! Russian Art Now“) vor neun
Jahren in Wien gespannt.
Kowanz, Domenig, Wakolbinger
Als nussförmige Riesenarme treten Skulpturen des
oberösterreichischen Künstlers Manfred Wakolbinger in Beziehung mit den
kahlen Museumsräumen. Gleich am Eingang, der Polizistin gegenüber,
sucht Brigitte Kowanz mit einem als Strahlenkranz gestalteten
„Morsealphabet“ neue Formen der Wirklichkeitsdarstellung. Gegen die
Vereinheitlichung des guten Geschmacks designt Stefan Sagmeister einen
Raum im MUAR. Das Wiener Duo Walking-Chair lehrt Stühle das Laufen.
Daneben Werke von Otto Muehl, Erwin Wurm und Franz West, vertreten
durch ein pinkes „Inventar mit Moskauer Würfel“. Auch Günther Domenig
und Georg Driendl als Vertreter der Architektur fehlen nicht.
Man
sehe „17 künstlerische Positionen, die in ihrem Bereich maßgebende
Impulse setzen und sich zugleich jeder tradierten Kategorisierung
entziehen“, erklärt MAK-Chefin Kandeler-Fritsch: „In ihrer
künstlerischen Vielschichtigkeit spiegelt sich nicht nur das kreative
Potenzial Österreichs wider, sie behandelt auch das Thema
Repräsentation auf unterschiedlichen Ebenen und in differenzierter
Weise.“
Viele Objekte wurden eigens für diese Ausstellung
geschaffen. Auch das MUAR musste einige wenige Adaptierungen vornehmen.
Im Übrigen hielt sich die Kooperationsbereitschaft selbst beim
Putzdienst in Grenzen, sodass die Kosten für die österreichischen
Teilnehmer stiegen, wie man hört. Der Titel der Schau kann auch als
Arbeitsaufforderung gelesen werden: „Austria Davaj!“ heißt nichts
anderes als „Österreich, auf geht's, los!“.