Kopf des Tages

Schwarzwälder Kunstsinn fürs Museumsquartier

22. März 2010, 18:35
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    Karola Kraus.


Karola Kraus leitet ab Oktober das Mumok in Wien

Begonnen hat alles in St. Georgen im Schwarzwald: Dieter Grässlin baut Zeitschaltuhren - und beginnt 1970, angestiftet durch Künstler, Kunst zu sammeln. Gekauft wird Informel, Arbeiten von K. O. Götz, Emil Schuhmacher, K.R.H. Sonderborg. Die waren regelmäßig und prägend zu Gast bei Dieter und Anna Grässlin und deren vier Kindern Bärbel, Thomas, Sabine und Karola.

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Mutter Anna hat nach dem frühen Tod ihres Mannes die Sammlung mit Sohn Thomas um internationale Strömungen wie Arte povera und Minimal erweitert. Thomas führte das Unternehmen erfolgreich weiter und öffnete die Sammlung zunächst für Positionen wie Richard Long und die "Hetzler-Boys" wie Markus und Albert Oehlen. Bärbel Grässlin eröffnete 1985 ihre Galerie in Frankfurt, in die via Peter Pakesch (er betrieb damals eine Galerie in der Wiener Ballgasse) der "Wiener Schmäh" mit Franz West einzog. Ausgestellt wurden Herbert Brandl, Heimo Zobernig - und Martin Kippenberger.

Und der hat das irgendwie initiiert, dass Karola (Grässlin) Kraus, Jahrgang 1961, jetzt designierte Direktorin für das Museum Moderner Kunst in Wien ist. Kippenberger war der prägende Gast der zweiten Generation der Grässlins. Er hat bei seiner "Schwarzwaldconnection", der er die wahrscheinlich meisten, sicher die wichtigsten Ankäufe zu Lebzeiten verdankt, gearbeitet, ausgestellt, gefeiert, die Leber zwischenkuriert.

Karola Kraus musste auf Wunsch Kippenbergers zu seinem 40er in der Tracht der Urgroßmutter (wichtig: mit Bollenhut) erscheinen. Jedenfalls schloss sie trotz oder gar wegen Kippenberger ihr Studium der Kunstgeschichte, der neueren deutschen Literatur und der klassischen Archäologie in München ab. Sie heiratete einen in Frankfurt lebenden Architekten.

Erste künstlerische Stationen waren die Assistenz für Jeff Koons und Clegg & Guttmann im Rahmen der Berliner Metropolis-Ausstellung, die Beratung und Verwaltung der Privatsammlung Johannes und Louise Daxer, die Organisation von Katharina Sieverdings Auftritt im deutschen Pavillon der Biennale von Venedig.

1999 übernahm sie die Leitung des Kunstvereins Braunschweig, im Jahr 2006 jene der Kunsthalle Baden-Baden. Dort gelang ihr jeweils eine Neupositionierung der Institution und - für Wien durchaus entscheidend - ein Aufstocken der Etats durch private Mittel und Kooperationen. (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe 23.3.2010)

 

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