Essl schickt zum Kunsteinkauf
Großzügige Geste. Zum zehnjährigen Bestehen des Essl- Museums wurden zehn Museen beglückt.
ERNST P. STROBL KLOSTERNEUBURG (SN). Toni Stooss, der Direktor des Museums der Moderne Salzburg, gehörte ebenso zum Kreis der Auserwählten wie Max Hollein, Direktor des Städel-Museums in Frankfurt. Aber auch Christoph Grunenberg von der Tate Liverpool sowie die Leiter des Museum of Contemporary Art Tokyo und des India Habitat Centre in Neu-Delhi und andere konnten das tun, was viele Museumsleiter gern tun würden: Lieblingskunst einkaufen auf anderer Leute Kosten.
Der Klosterneuburger Kunstsammler und Privatmuseumsstifter Karlheinz Essl und Gattin Agnes haben zehn internationale Ausstellungshäuser eingeladen, am Projekt „Aspekte des Sammels“ mitzuarbeiten – und zu profitieren. Alle mitwirkenden Institutionen erhielten etwa das gleiche Budget für den Ankauf von Kunstwerken. Toni Stooss entschied sich für eine Skulptur des Bildhauers Stephan Balkenhol und ein Gemälde von Muntean/Rosenblum. Ein großformatiges Bild von Sarah Morris (im Bild oben) erwarb Grunenberg für Liverpool. Max Hollein besorgte mit Essls Geld Malerei von Martin Barré und Raoul de Keyser.
Jeder nach seinem Geschmack sozusagen, was der Intention des leidenschaftlichen Sammlers Essl beim Thema „Aspekte des Sammelns“ entgegenkommt. Eine Ausstellung im Essl-Museum zeigt vorerst die „Beute“ aller Museumsdirektoren, bevor sie für mindestens zehn Jahre als Dauerleihgabe in den jeweiligen Museen landet.
Übrigens: Das Sammlerehepaar Essl hat sich anlässlich der noblen Aktion ebenfalls eine „schräge“ Neuerwerbung vergönnt. Die Wahl fiel auf eine aufblasbare Installation von Annette Messager, „Gonflés dégonflés“. Warum? „Weil sie gewohnte Sichtweisen hinterfragt“, sagt Essl, der damit auch die eigene Sammlung dreidimensionaler Arbeiten bereichert.
Wie viel Geld die einzelnen Institutionen nun in die Hand bekamen, dazu wollte sich Essl am Donnerstag bei einem Pressegespräch nicht äußern, es sollen aber 200.000 Euro gewesen sein. Pro Haus. Das ist doch recht großzügig.
Die Vorlieben der Museumsleiter reichen weit. Eine großformatige Audio-Video-Installation der Schweizerin Pipilotti Rist wird in Japan ihren Platz finden. Passt, sie heißt auch „A Liberty Statue for Tökyö“. Das Museum in Lodz in Polen „sammelte“ Arbeiten von Heimo Zobernig, Liam Gillick und Thea Djordjadze, das Arken-Museum in Dänemark kann seine Videokunstsammlung um eine Arbeit von Jesper Just erweitern. Die Inder blieben im eigenen Umfeld und kauften über dreißig Werke heimischer Künstler.
Eines steht fest: In Zeiten, in denen öffentliche Museen kaum Kunst ankaufen können und vielfach darauf warten, dass sich wenigstens ein Leihgeber findet, setzt Essl ein mehr als bemerkenswertes Signal (bis 28. Februar). www.sammlung-essl.at