Kultur

Die Revolution trägt Blau

09.03.2007 | SN
Yves Klein war einer der wichtigsten Avantgardisten: Das Wiener Mumok zeigt in Zusammenarbeit mit dem Pariser Centre Pompidou eine Retrospektive.

ERNST P. STROBL Wien (SN). Das Blau zieht den Betrachter ins Bild, saugt ihn in sich auf. Es ist ein faszinierender Eindruck, wenn man vor dem riesigen Rechteck "Monochrome bleu sanse titre" steht und langsam den Boden unter den Füßen zu verlieren scheint. Dieses Blau ist einzigartig - ein Ultramarin-Pigment mit speziellem Bindemittel - und macht so seinen Erfinder einzigartig. Es ist aber nicht alles, was ihn interessierte und interessant macht.

Dieser Yves Klein hat es allen nachfolgenden Künstlern schwer gemacht, etwas Neues zu erfinden. Der 1928 in Nizza geborene Klein habe "die Türen in alle Richtungen aufgemacht", sagte Eva Badura-Triska, die Kuratorin der Ausstellung im Wiener Mumok, bei der Presseführung am Donnerstag. Die Retrospektive, die im Pariser Centre Pompidou rund 375.000 Besucher angelockt hat, ist wie geschaffen dafür, eine überragende Künstlerpersönlichkeit ins rechte Licht zu setzen. Mit mehr als 120 Gemälden, Skulpturen, Manifesten, Dokumenten und Zeichnungen aus öffentlichen und privaten Sammlungen, ergänzt durch rekonstruiertes Ton- und Filmmaterial, wird Yves Klein als vielschichtiger Künstler dargestellt. Dass er auch die Kunst Österreichs, allen voran die Aktionisten, aber auch die utopische Architektur der 60er Jahre beeinflusst hat, ist für Mumok-Direktor Edelbert Köb ein weitere Anlass, Yves Klein in Wien zu präsentieren.

Kleins Name wird vor allem mit den von ihm erfundenen blauen Monochromien in Verbindung gebracht und darüber hinaus mit Konzeptkunst und Performances. Die Malaktionen mit den "lebenden Pinseln", wie die Frauen getauft wurden, welche ihren blau bemalten Körper zum Teil vor Publikum auf Leinwände drückten, begründeten den Ruhm von Yves Klein weit über den Bereich der Kunst hinaus. Im Zeitraum von nur acht Jahren schuf der unermüdliche Klein ein überbordendes Œuvre und war zudem ein begnadeter Selbstdarsteller. Bei Yves Klein kann man Kunst und Person nicht trennen. "Die Tatsache, dass ich als Maler existiere, wird die hervorragendste malerische Arbeit dieser Zeit sein", ist eine selbstbewusste Erkenntnis. Wie Joseph Beuys oder Andy Warhol inszenierte Klein seine Person.

Zeitlebens betrachtete sich der Künstler als Maler, auch wenn er in alle Richtungen dachte und experimentierte, sich neben den Skulpturen mit Musik, Film, Fotografie, Theater und Ballett beschäftigte. Yves Klein habe einen "wichtigen Schritt von der modernen zur zeitgenössischen Kunst" vollzogen, beschreibt es der Direktor des Centre Pompidou, Alfred Pacquement. Der Künstler polarisierte wie mitunter heute noch seine "Nachfolger". Und er verfügte auch über einen skurrilen Witz, wie sein "Sprung ins Leere" zeigt, ein Foto, auf dem er aus einem Haus "fliegt".

Die Ausstellung im Mumok erfordert Zeit, um abseits der monumentalen Werke wie "Feuerbilder" und Monochromien - zuletzt erweiterte Yves Klein sein Spektrum über das Ultramarin hinaus um Gold und Rosa - auch die kleinen Dokumente zu studieren. Nicht verpassen sollte man das filmische Werk.Information: "Yves Klein - Die blaue Revolution", bis 3. Juni; www.mumok.at.

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