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Was bleibt vom großen Gefühl?

Das Magazin 4 widmet sich in der neuen Ausstellung der Videokunst.

ARIANE GRABHER

Bregenz (VN) Videoausstellungen sind zumeist ein Anschlag auf die Lebenszeit des Besuchers. Darauf verzichtet "The Big Scene" im Magazin 4. Stattdessen fokussiert die von der Schweizer Kuratorin Susanne Neubauer zusammengetragene Auswahl in sieben internationalen, wohltuend kurzen Videobeiträgen die große Emotion.

Witzig, anrührend, hintergründig, tiefsinnig - trotz der konzeptuellen Nähe zu filmischen Mechanismen tritt die Schau den Beweis an, dass das Medium Video zu eigenen Ausformungen, zu eigener Theatralität und Emotionalität findet.

Good time music

Bereits die Arbeit "Public Space" der chinesischen Künstlerin Cao Fei nimmt den ambivalenten Grundtenor der Schau vorweg: Ein tanzender Mann macht die Straße zu seiner Bühne und die Passanten zum Publikum, das ihn kaum wahrnimmt. Unterlegt mit Jazz der 30 er-Jahre nimmt man nicht nur etwas unerhört Beschwingtes von dieser good time music mit in die Ausstellung, sondern auch etwas Nachdenkliches.

Im Magazin 4 selbst kann man von Projektion zu Projektion schlendern und trifft dabei auf sehr ansprechende Arbeiten, die einige der derzeit interessantesten jungen Positionen von Videokunst verkörpern. Auch wenn sich Gefühl nicht objektiv messen

lässt und die Auswahl sehr persönlich gehalten ist, so werden in "The Big Scene" doch die unterschiedlichsten Emotionen angesprochen.

Flüchtigkeit und Stille

Sprachlosigkeit bzw. die Unfähigkeit zu kommunizieren, angesichts von allzu großen, überwältigenden Gefühlen, die Sprache des Körpers als ebenso schlichter wie ergreifender Ausdruck der Stille oder die Suche nach Identität: Der argentinische Künstler Federico Lamas inszeniert das Verlassen und Verlassenwerden in rasanter Kamerafahrt, während der Spanier Javier Pividal in seiner Arbeit "L'Ombre" die Flüchtigkeit thematisiert oder die Schweizer Videoartistin Elodie Pong "emotionales Delirium" in eine verstörende Darstellung verpackt. Stille und Stillstand bestimmen auch die Arbeit "The Stun" der amerikanischen Künstlerin Aida Ruilova, die aus Stills einen Film sampelt und Bilder aus der Kunstgeschichte als Referenz benutzt.

Während der Kampf zweier Personen zum Zerrbild wird, verspricht der Däne Jesper Just in seinem Video "Glückseligkeit und Himmel". Im Gegensatz zu den übrigen Arbeiten unverhohlen narrativ, setzt der Kurzfilm auf ambivalent inszenierte Emotionen und auf verfremdete Zeichen von Männlichkeit. Mit zu den schönsten Arbeiten der Schau zählt jedoch "Love" des Argentiniers Miguel Angel Rios. Die große Geste nicht plakativ vor sich her tragend, verkörpern zwei Kreisel die Figuren zweier Liebenden, untermalt und getragen von einer Arie aus der Oper "La Wally". Mann und Frau, schwarz und weiß, Gegensätze und Anziehung - die Bewegung, das Leben und die Liebe endet voraussehbar aber jäh mit dem Umfallen der Kreisel.

Die Ausstellung wird heute, 19 Uhr im Magazin 4 in Bregenz eröffnet und ist bis 19. November zu besichtigen, Mittwoch bis Freitag, 16 bis 19, Samstag, Sonn- und Feiertag, 12 bis 16 Uhr.

Es gibt eine weibliche Kraft, die unterschätzt wird, aber es geht hier um Emotionen, die neutral sind.

KURATORIN SUSANNE NEUBAUER

Bei Elodie Pong heißt es "Ich bin eine Bombe". (Foto: Pong/Magazin4)




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