Salzburger Nachrichten am 18. Juli 2006 - Bereich: Kultur
"Kontracom" hat Zukunft "Kontracom" ist
Geschichte. Die zehn Installationen in der Altstadt Salzburgs wurden
abgebaut. 2008 soll es das Festival wieder geben. Dazu bekennt sich die
Stadt.
Heinz BayerSalzburg (SN). Kräne und Motorsägen bestimmten am Montag das
Bild in der Salzburger Altstadt. Mit großem technischem Aufwand fand der
Abbau der zehn "Kontracom"-Installationen statt. Wurde der auf den
Rotorblättern auf dem Residenzplatz liegende Helikopter vor zwei Monaten
noch als "Skandal" betrachtet, nahmen viele Salzburger am Montag durchaus
wehmütig Abschied vom "Mozart-Heli". Um 11 Uhr verließ er das Stadtgebiet.
Er wird mit einem Tieflader zurück nach England gebracht. Ebenfalls abgebaut wurde der "Bauzaun" im Mirabellgarten. Mit der
Demontage der Installation von Jonathan Meese im Neutor wird heute,
Dienstag, begonnen. Für Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) steht außer Zweifel,
dass es auch 2008 dieses Festival moderner Kunst geben wird. "Das ist mit
dem Altstadtverband vertraglich so fixiert." Die Fördervereinbarung wurde
2003 abgeschlossen und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Ihr Inhalt:
Stadt und Altstadtverband legen jeweils 150.000 Euro pro Jahr auf die hohe
Kante. Mit den über zwei Jahre angesparten 600.000 Euro soll das Festival
finanziert werden. Dieser Betrag ist freilich nur die Hälfte jener Summe
die heuer zur Verfügung stand (1,35 Mill. Euro für bildende Kunst und
Musik). Schaden: "Es wird im Herbst ein Gespräch mit den Vertretern des
Altstadtverbandes geben. Künftig steht als Organisator des Festivals das
Mozartbüro nicht mehr zur Verfügung. Wir brauchen also personell eine neue
Struktur. Die gilt es rechtzeitig aufzubauen." Ob sich auch das Land
künftig wieder an "Kontracom" beteiligen wird, ist noch unklar. "Heuer gab
es durch das Mozartjahr eine Sonderfinanzierung", sagte Schaden. "Ich sage
das auch in Hinblick auf die Vertreter der Brauchtums. Der große
finanzielle Spielraum des Mozartjahrs war nur ein Mal gegeben." Kritik an
"Kontracom" übte Schaden freilich auch: "Die künstlerische Qualität war
nicht immer das Gelbe vom Ei. Vor allem aber hat die Vermittlung der
Inhalte dieses Festivals überhaupt nicht funktioniert. Die Termine der
Musikschiene sind an mir zum Beispiel völlig vorübergegangen." Die im Zuge
der "Kontracom"-Aufregungen von ÖVP und FPÖ geforderte Auflösung des
Kunstbeirats kommt für Schaden nicht in Frage. Denn: "Die Politik hat
nicht über die Inhalte von Kunst zu entscheiden." Auch Inga Horny, die Geschäftsführerin des Altstadtmarketings Salzburg,
kritisierte die "haarsträubende Kommunikation". Horny: "Aber die
Fördervereinbarung steht. Unser Vorschlag ist es, in die inhaltlichen
Diskussionen eines künftigen Festivals auch Kunstexperten aus der Stadt
einzubinden." |