Salzburger Nachrichten am 9. August 2005 - Bereich: kultur
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Fötus als Kunst?

Eine Ausstellung chinesischer Gegenwartskunst im Berner Kunstmuseum sorgt für Aufregung: Ein Exponat soll angeblich teilweise aus einem menschlichen Fötus bestehen. Gegen die Verantwortlichen ist deshalb Strafanzeige eingereicht worden. Bei dem Werk des chinesischen Künstlers Xiao Yu handelt es sich um den Körper eines Vogels mit einem aufgesetzten Kopf, der demjenigen eines menschlichen Fötus gleicht. Das Werk wird ähnlich einem wissenschaftlichen Präparat in einem mit Flüssigkeit gefüllten Glasbehälter präsentiert. Wegen Störung des Totenfriedens, Gewaltdarstellung und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz hat der Walliser Historiker Adrien de Riedmatten am Montag Strafanzeige eingereicht. Die Anzeige richtet sich laut de Riedmatten gegen den Künstler und die Museumsverantwortlichen, aber auch gegen den ehemaligen Schweizer Botschafter in China Uli Sigg, den Besitzer der ausgestellten Sammlung. Das "Machwerk" bestehe offensichtlich aus einem echten Fötus oder gar aus einem Frühgeborenen. Über dessen Herkunft müsse vor allem vor dem Hintergrund der staatlich forcierten Abtreibungen in China Klarheit geschaffen werden, sagte de Riedmatten.