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![](00061122-Dateien/243155_1.jpe) Maria und Gerhard
Crepaz küren mit ihrer Tochter Hannah ihre
Nachfolgerin. Foto:
Fischer
Kämpfer
für Geist, nicht für Quote
Die Haller Galerie St. Barbara ist 35
Jahre alt. Kaum geändert haben sich für Maria und Gerhard
Crepaz ihre Ziele und Sorgen.
Edith Schlocker TT:
Was hat sich in der Tiroler Kulturszene in diesen 35 Jahren
verändert?
Gerhard Crepaz: Kann man in diesem Land
etwas ändern?
Maria Crepaz: In den Anfängen war es noch
schwerer als heute, an Subventionen zu kommen. Die Galerie St.
Barbara wurde aber aus purer Lust am Leben, als reine
Privatinitiative von einer Handvoll junger Leute gegründet,
die die kulturelle Leere der Sechzigerjahre mit Inhalten
füllen wollten.
Gerhard Crepaz: Prinzipiell hat sich
aber bis heute nichts geändert. Verloren gegangen ist der
menschliche Umgang miteinander. Das betrifft genauso die
Kommunikation der Kulturschaffenden miteinander wie die mit
den Politikern. Heute ist jeder nur mehr mit sich selbst
beschäftigt, mit seinem eigenen Kampf ums
Überleben.
TT: Das klingt nach 35 Jahren
Kampf.
Gerhard Crepaz: Nicht nur Kampf, auch Glück,
schöne Begegnungen. Wir greifen unpopuläre, oft auch
unangenehme Dinge auf, die, wenn sie nicht mehr unpopulär und
unangenehm sind, von anderen fortgeführt und dann hoch gelobt
werden. Nicht geändert hat sich allerdings trotz wiederholter
Beteuerungen der Politiker das jährliche Planen ins
Ungewisse.
TT: Diesbezüglich gibt es aber positive
Signale.
Maria Crepaz: Wir hoffen sehr, dass sich in
dieser Sache etwas ändert. Noch macht ein Subventionsgeber die
Höhe seiner Zuwendung von der der anderen öffentlichen
Körperschaften abhängig. Und das zermürbt. Gerhard Crepaz:
Anders geht es nur ein paar Freibeutern in der Szene, die mit
ihren Forderungen hoffentlich auf die Schnauze
fallen.
TT: Die Galerie St. Barbara wollte nie das
Gefällige, ist nie der Quote hinterhergehetzt. Ihnen ging es
um Pionierarbeit in Sachen zeitgenössischer oder wieder zu
entdeckender Musik.
Gerhard Crepaz: Ja, wir waren die
ersten, die etwa Steve Reich, Karlheinz Stockhausen oder
Meredith Monk nach Tirol geholt haben. Auch der erste Auftritt
von René Jacobs hierzulande war in der Galerie St. Barbara.
Und unsere Saat ist aufgegangen. Es gibt viele, auch junge
Leute, die wir für die Neue Musik begeistern konnten. Wir
verstehen uns als Kämpfer für den Geist und nicht für die
Quote.
TT: Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie sich in
Ihrem Programm ständig wiederholen.
Gerhard Crepaz:
Unser Prinzip ist, mit Künstlern, von denen wir überzeugt
sind, kontinuierlich zu arbeiten, ihre Entwicklung zu
verfolgen. Denn die Programme wiederholen sich nie. Leider
können wir uns Musiker der ersten Stunde wie Jordi Savall oder
das Alban Berg Quartett trotz Freundschaftspreisen heute nicht
mehr leisten. Also suchen und finden wir junge Talente. Aber
das Publikum lechzt nach den großen Namen.
TT: Seit 15
Jahren organisiert die Galerie St. Barbara auch jährlich ein
Osterfestival.
Maria Crepaz: Mit dem Osterfestival
wollen wir einem religiösen Fundamentalismus gegensteuern, der
immer militanter wird. Denn dieser entsteht unserer Meinung
nach aus dem Unwissen über die verschiedenen Kulturen und
Religionen.
TT: Seit kurzem hat die Galerie St.
Barbara eine neue Heimat in Hall. Was soll hier
stattfinden?
Maria Crepaz: Hier haben wir endlich Platz
für unser riesiges Musikarchiv, das wir Stück für Stück
digitalisieren und mit anderen Archiven in Europa vernetzen
wollen. Wir organisieren hier aber auch Hörstunden, arbeiten
mit Musikinteressierten aller Altersstufen. Leider fehlt uns
aber das Geld, um dieses Studienzentrum für neue Musik so
betreiben zu können, wie wir es möchten.
TT: Gibt es
Pläne, Visionen?
Gerhard Crepaz: Das wichtigste Projekt
ist die Übergabe unserer Arbeit an die nächste Generation in
der Person unserer Tochter Hannah. Und sie weiß ganz genau,
was auf sie zukommt.
2003-11-05
16:52:42
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