Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum: Otto Mauer
Gnosis und Theologie eines großen Kunstmäzens
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Der 30. Todestag von Monsignore Otto Mauer zeigt, dass der
Entdecker wichtiger österreichischer Künstler der Nachkriegszeit, der
Förderer der Kunst eines Joseph Beuys und charismatische Priester, Leiter
der Galerie nächst St. Stephan, nicht vergessen wird. Seine vielschichtige
Kunstsammlung wird im Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum aufbewahrt
und nun - unter etwas anderen Gesichtspunkten als 1993 durch Matthias
Boeckl - vom Kustos der Sammlung, Bernhard A. Böhler, unter dem Titel
"Metanoia" in einem Querschnitt bis 20. Dezember wieder der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Der Titel ist sensibel aus den vom Expressionismus
und einem Glauben der Kunst als Gnosis am Weg zur Erkenntnis des Höheren
beeinflussten Schriften des Monsignore gewählt. Für viele war dieser
ebenso ausgezeichnete Prediger wie Redner zu Eröffnungen seiner sehr
persönlichen Auswahl von Künstlerinnen und Künstlern für die Galerie, die
er nach dem ins Exil gegangenen Otto Kallir-Nierenstein übernommen hatte,
vorbildlich und es scheint, dass er selbst die Übermalungen Arnulf Rainers
in gewisser Weise durch Gespräche über die Mystik der Dunkelheit der so
genannten "negativen Theologie" mit ausgelöst hatte. Ein ganz frühes Blatt
von Rainer scheint dies zu bestätigen. Mauer kam von der
"Neulandbewegung", der vor dem Krieg der junge Weiler oder Birstinger und
Szyzskowitz angehörten; in den fünfziger Jahren wandte er sich jedoch von
deren Idealen ab, da sie ihm vom Künstlerischen nicht mehr zeitgemäß
erschienen. Und in dieser Erkenntnis der abstrakten Kunst, des Informel,
der Pop-Art, aber auch der "konkreten" Kunst der Op-Art mit Helga Philipp
und der frühen Kogelnik (vor ihrer amerikanischen Pop-Phase) standen er
und Werner Hofmann als Gründer eines Museums des 20. Jahrhunderts ziemlich
isoliert im konservativen Österreich. In der gezeigten Auswahl ist
jedoch auch zu bemerken, dass sich der Monsignore nicht durch die Nazizeit
von den Expressionisten abwandte, die als "entartet" galten, während er
sie weiter erwarb. Auch das internationale Ideal einer Erneuerung der
religiösen Kunst mit Matisse, Rouault oder Chagall war für ihn natürlich
von Interesse. Interessant ist aber vor allem der intensive Kontakt mit
dem dämonischen Meister aus Zwickledt, Alfred Kubin, der Mauer viele
seiner apokalyptischen Blätter gewidmet hat. Sie diskutierten in diesen
Jahren über Klee und Itten - beide sind in der Sammlung vorhanden,
Ersterer auch zu sehen. Aber ein Festklammern an einer Phase wie der
Abstraktion und des Informel allein oder an den Klassikern Boeckl und
Mikl, mit denen er seine Ausstellungstätigkeit begann, war nicht Mauers
Sache; er mochte zwar die Aktionisten nicht, Prachenskys und Mathieus
gestische Randsituation indessen sehr wohl. Mauers letzte große Liebe galt
dem erweiterten Kunstbegriff des deutschen Schamanenkünstlers Beuys.
Besonders erstaunlich ist aber seine Erfassung von Phänomenen wie dem
der Postmoderne, bevor der Begriff überhaupt in die Kunstliteratur
eingegangen ist: die experimentelle Phase Holleins und Pichlers mit
architektonischen Problemstellungen der sechziger Jahre oder die Kunst der
psychisch Kranken aus Gugging, die Psychiater Leo Navratil international
bekannt gemacht hat. Diesen Anhang in der Sammlung konnte Bernhard Böhler
nun gegenüber der Retrospektive Boeckls 1993 hervorheben. Außerdem hat der
Kunsthistoriker neben einem neuen Katalog des Museums eine erste
umfassende Biografie Monsignore Otto Mauers im Triton-Verlag publiziert,
die im historischen Abstand die "multiple Persönlichkeit" in allen
Facetten leichter zeigen kann als die vorangegangenen Bücher. Über die
konservative Einstellung der ÖsterreicherInnen hinterließ Otto Mauer den
denkwürdigen (und aktuell gebliebenen) Satz: "Vielleicht ist Österreich zu
sehr Provinz, als dass es seine Avantgarde lieben könnte."
Erschienen am: 10.10.2003 |
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