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06.08.2003 - Kultur News
Hofmann: "Die Albertina ist ein Ort der Unruhe"
Werner Hofmann, Gründungsdirektor, des "20erHauses" feiert am 8.8. seinen Geburtstag.


WIEN (ag)  Der österreichische Kunsttheoretiker, Museumsleiter und Ausstellungsmacher Werner Hofmann feiert am 8. August seinen 75. Geburtstag. Hofmann leitete als Gründungsdirektor das Museum des 20. Jahrhunderts in Wien und wechselte dann als Direktor in die Hamburger Kunsthalle. Er unterrichtete als Gastdozent an mehreren amerikanischen Universitäten und machte sich auch als Autor kunsthistorischer Bücher einen Namen. Im September erscheint sein neues Werk "Goya. Vom Himmel durch die Welt zur Hölle". Hofmann lebt in Hamburg, besucht aber regelmäßig die großen Wiener Ausstellungen. Zur neu eröffneten Albertina etwa meint er: "Das ist ein Ort der Unruhe". Das Palais der Albertina erhebt sich im historischen Zentrum Wiens auf der Augustinerbastei, einem der letzten noch erhaltenen Abschnitte der Befestigungsanlagen aus der Zeit nach der Türkenbelagerung von 1529.

"Sowohl architektonisch als auch konzeptuell wird dort zu viel gleichzeitig gewollt", sagt der Jubilar weiters. Zur neuen Fassadengestaltung der Albertina "würde ich am liebsten eine Dauer-Messe lesen lassen. Dennoch halte ich Direktor Klaus Albrecht Schröder für einen hoch begabten Mann", so Hofmann.

Albertina: Beginn der Karriere

Das Schicksal der Albertina liegt Hofmann besonders am Herzen. Dort begann seine berufliche Karriere. Hofmann wurde am 8. August 1928 in Wien geboren. Er studierte Kunstgeschichte in seiner Heimatstadt und in Paris. Von 1950 bis 1955 war Hofmann Assistent an der Albertina in Wien. 1957 ging er als Gastdozent an das Barnard-College in New York und unterrichtete 1964 als Gastprofessor an der University of California in Berkley.

1960 begann Werner Hofmann mit dem Aufbau der Sammlungen des Museums des 20. Jahrhunderts in Wien. Als Gründungsdirektor leitete er das Haus von dessen Eröffnung 1962 bis 1969. Nachdem er das Museum des 20. Jahrhunderts in Wien verlassen hatte, zog es Hofmann nach Deutschland, wo er von 1969 bis 1990 als Direktor der Hamburger Kunsthalle tätig war. Einer der Schwerpunkte Hofmanns während seiner Direktion lag in der Revision und Neubewertung des 19. Jahrhunderts. Diesem Ziel diente der neunteilige Ausstellungszyklus "Kunst um 1800", dessen Summe die Schau "Europa 1789: Aufklärung - Verklärung - Verfall" (Hamburg 1989) darstellte.

Hofmann wollte Schwellenängste der Besucher abbauen und verwandelte das Museum in eine Werkstätte, in der die Beziehungen der verschiedenen Kunstrichtungen durchschaubar gemacht wurden. Internationale Beachtung fand sein von 1973 bis 1981 veranstaltete Zyklus von neun Ausstellungen zur "Kunst um 1800". Weitere wichtige Ausstellungen von Werner Hofmann waren u.a.: "Kunst - was ist das?" (1977), "Experiment Weltuntergang. Wien um 1900" (1981), "Luther und die Folgen für die Kunst" (1983), "Symboles et Realites. La peinture allemande 1848 - 1905" (1984) und "Zauber der Medusa. Europäische Manierismen" (1987). Es folgten Jahre als Dozent an der Columbia Universität in New York und als freier Schriftsteller in Paris. In dieser Zeit entstanden seine Bücher "Die Karikatur von Leonardo bis Picasso", "Zeichen und Gestalt - die Malerei des 20. Jahrhunderts" und "Das irdische Paradies - Kunst im 19. Jahrhundert".

Drei Preise

Für seine Leistung als Museumsdirektor, Ausstellungsgestalter und Kunsttheoretiker erhielt er im Jahr 1991 gleich drei Preise: den "Sigmund Freud Preis der Darmstädter Akademie", und die Auszeichnung "Commandeur de l'Ordre des Arts et lettres" . Schließlich auch den "Österreichischen Staatspreis für Verdienste um die Österreichische Kultur im Ausland". Hofmann ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Derzeit arbeitet er an einem neuen Buch über die gesellschaftliche Entfremdung des Individuums mit dem Arbeitstitel "Degas als Vorläufer der Moderne".


 



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