15.01.2003 14:13
'Das ultimative Porträt'
Untypische Bilder der Hollywood-Diva von Starfotograf Bert Stern im
Hofmobiliendepot
Wien - Eigentlich wollte der berühmte Fotograf Bert
Stern (73) zwei Dinge von der schon zu Lebzeiten zur Sex-Ikone gewordenen
Marilyn Monroe. Erstens das ultimative Porträt, und zweitens Aktbilder knipsen.
Im Juni 1962 erfüllte sich sein Traum. Im Auftrag der Modezeitschrift "Vogue"
traf er die Monroe drei Tage lang zum Shooting im Bel Air Hotel, Los Angeles.
Dabei entstanden ungewöhnliche Aufnahmen, die in ihrer spielerischen
Natürlichkeit einen authentischen Eindruck von der Persönlichkeit der Diva
geben. Im Kaiserlichen Hofmobiliendepot in Wien sind ab morgen, Donnerstag,
"Ihre letzten Fotos. Fotografiert von Bert Stern" zu sehen.
"Kürzlich
meinte eine Grafikerin, dass die Bilder unbearbeitet wären und eine geradezu
enttäuschend natürliche Monroe zeigten. Ihre Haut wäre großporig, die
Gesichtshaare und Operationsnarbe nicht weg retuschiert worden, und der
legendäre Busen sei ja wesentlich unüppiger als die Fama sagt", erzählte
Kuratorin Ina Brockmann auf der heutigen Pressekonferenz. Und eben darin läge
auch die Qualität Bert Sterns, der die wirkliche Monroe in ihrer natürlichen
Eleganz einzufangen wusste. Trotz gekonnten Make-Ups und prächtiger Kleider, die
"Vogue" zur Verfügung gestellt hatte, gibt es keine Fotos wie diese, in der die
Monroe völlig frei bestimmte, was sie zeigen wollte.
Dass diese Mischung
aus Erotik und Natürlichkeit so gut zum Ausdruck kommt, liegt an der gelungenen
Kommunikation, die zwischen Fotograf und Modell geherrscht haben muss. Stern
hatte für diesen Anlass eine Suite und einen Bungalow im Bel Air gemietet, mit
großen Schlafzimmern. Zwar wurden sie zu Studios umfunktioniert, und teilweise
waren jeden Menge Assistenten dabei. "Und trotzdem wollte ich es persönlich
haben: ein Ort, an dem eine Romanze zwischen uns möglich sein könnte", schreibt
Stern im Ausstellungs-Katalog. Zu der kam es zwar angeblich nicht, aber dennoch
zeugen die Bilder von einer sehr intimen Situation, in der die Monroe sowohl
ihren Sex-Appeal einsetzte, als auch ernst und in sich gekehrt zu sehen
ist.
"Last Sitting"
Es entstanden professionelle
Modeaufnahmen mit Roben und Geschmeide, aber auch sehr besondere Bilder wie
jenes im schwarzen Kleid, in der die Monroe nachdenklich zur Seite blickt und
ihr Kinn mit der Hand abstützt. Die Aktfotos wechseln in ihrem Eindruck zwischen
Koketterie (Marilyn mit Seidenschal) und Natürlichkeit (Marilyn mit Bettlaken).
Niemals wirken sie entblößend oder gar pornografisch. Auch die "Vogue" war
begeistert vom Resultat. Wenige Tage vor Erscheinen des Heftes erfuhr die Welt
von der Todesnachricht Marilyn Monroes. Trotz Fassungslosigkeit entschieden sich
Stern und die Redaktion für das unveränderte Erscheinen der Story, die damit zu
einem Denkmal wurde.
In der Ausstellung sind an die siebzig Fotos vom
"Last Sitting" zu sehen. Bert Stern veröffentlichte die Bilder erst 1982
anlässlich des 20. Todestages der Monroe. 1993 hatte die Ausstellung "Marilyn
Monroe - The Last Sitting" in Hamburg Weltpremiere. Stern lebt in New York und
ist noch immer als Mode- und Porträtfotograf aktiv.
(APA)