Salzburger Nachrichten am 16. Februar 2002 - Bereich: kultur
Aus der Zeit vor der Zivilisation

Salzburger Ausstellungen: Galerien Welz und Seywald, Rupertinum

In die sonst meist stillen Gemächer der Galerie Welz ist ein furioses Temperament eingebrochen: Die Bilder von Maria Moser sorgen für produktive Unruhe. Sie erinnern an archaische Vorgänge, an eine Zeit, als die Welt im Entstehen war, als gewaltige Energien entfesselt waren, als glühendes Magma die Räume erfüllte und als da und dort die bizarr geformte Masse zu erkalten und erstarren begann. Diese Bilder sind von einem rauschhaften Impuls erfüllt, sie scheinen von einer Phase zu berichten, die noch nichts von gestaltenden Kräften wusste. Ist es so, dass sich hier kraftvoll die reine Spontaneität auslebt? Wohl nicht. Bei aller Spontaneität ist doch auch eine Portion Kalkül im Spiel. Die Bilder sind gebaut, und es gibt eine Reihe ruhigerer unter ihnen, die zeigen, dass es hier sehr wohl um ästhetische Gesetzmäßigkeiten geht.

Im ersten Stock sind Arbeiten auf Papier aus mehreren Jahrzehnten von Rudolf Huber-Wilkoff zu sehen. Man registriert einen Ansatz zum Cartoon und große Lust, unaufdringlich, teils inspiriert vom Film, mit den Mitteln der Grafik und Collage zu spielen, Wirkungen auszuprobieren. Material liefert ihm die Menschendarstellung in den Printmedien. Fotokopien davon überarbeitet er mit Farbe drastisch.

Bis 17. 3.


Kunstfiguren aus der
Forscherwerkstatt

Die Galerie Seywald präsentiert die kanadische Malerin Sophie T. Rauch mit einer Serie von Porträts. Die Künstlerin hat bei Sandro Chia und bei Emilio Vedova gelernt. Die von ihr gemalten Männer und Frauen - zwischendurch gibt es auch ernst blickende Hunde - erscheinen realistisch, und in penibler Eitempera mit weichen Übergängen "lebensecht" dargestellt. Es gibt aber eine Reihe irritierender Signale, die ein hohes Maß von Gefährdung suggerieren. Mit gro-ßen Markierungspunkten in kräftigen Farben wird eine zweite Bildebene darüber gelegt, ein anderes Mal sind es Zahlen und Buchstaben. Wir haben es gar nicht mit "normalen" Menschen zu tun. Der Verdacht liegt nahe, dass es Kunstprodukte aus der Werkstatt der Genmanipulatoren sind. Man gewinnt den ungemütlichen Eindruck, dass da jemand in einem Labor den idealen Homunculus erfinden möchte.

Bis 23. 2.

Das Rupertinum stellt in der Arkadenhalle Skulpturen von Julian Schnabel aus. Damit lernt man eine weniger geläufige Seite des amerikanischen Künstlers kennen, der vor allem Maler und Filmregisseur ("Basquiat", "Before the Night falls") ist. Er benützt Tische und Gestelle und aufwändige Sockel, um Arrangements aus plastischen Gebilden zu präsentieren. Aus dem Umkreis, aus dem er kommt, schätzt man die Stammeskunst aus Ebenholz besonders hoch ein. Damit holt die amerikanische Kunst eine Welle nach, die es in der europäischen Moderne vor neunzig Jahren gab. Ein wichtiges Element von Schnabels Arrangements sind Holzfiguren aus Neuguinea. Für seine eigenen Beiträge fertigt er Bronzen an, die aber, um nicht als Bronzen erkannt zu werden, mit Farbe übertüncht sind. Der antizivilisatorische Gestus Julian Schnabels ist überdeutlich.

Bis 21. 4.

WERNER THUSWALDNER