KHM: Winterdarstellungen in der europäischen Kunst von Brueghel bis Beuys

Schrecken im Schnee


Der Schnee, seit je eine Herausforderung für Maler: Die Ausstellung im KHM versammelt hochkarätige Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart, im Bild: "Winter" von Peter Paul Rubens und Werkstatt vor 1621.

Der Schnee, seit je eine Herausforderung für Maler: Die Ausstellung im KHM versammelt hochkarätige Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart, im Bild: "Winter" von Peter Paul Rubens und Werkstatt vor 1621. Der Schnee, seit je eine Herausforderung für Maler: Die Ausstellung im KHM versammelt hochkarätige Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart, im Bild: "Winter" von Peter Paul Rubens und Werkstatt vor 1621.

Die 120 Jahre seines Bestehens begeht das Kunsthistorische Museum (KHM) mit einer sensationellen Ausstellung, die bis 8. Jänner läuft. Die bekanntesten Museen graben hierfür ihre Schätze aus, der ehemalige Direktor des Rijksmuseums, Ronald de Leeuw, fungiert als Kurator.

Information

Ausstellung
Wintermärchen
Ronald de Leeuw (Kurator)
KHM bis 8. Jänner 2012

Die Ausstellung "Wintermärchen" spannt einen Bogen vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart - von einem Schneesturm William Turners aus der Londoner Tate über einen Kasimir Malewitsch aus dem Guggenheim in New York bis zu einem Fransisco de Goya aus Edinburgh und Rembrandts kleiner Winterlandschaft aus Kassel. Die Ausstellung zeigt Höhepunkte zwischen Brueghel und Beuys.

In den Mythen kam der Winter immer schlecht weg, von Dunkelheit und Kälte war die Rede. Der kalten Jahreszeit wurde die Nacht zugeordnet, weshalb Tod und Krieg häufige Begleiterscheinungen winterlicher Schilderungen sind. Doch trotz "Kleiner Eiszeit" im 17. Jahrhundert zeigen gerade holländische Gemälde gern winterliche Vergnügungen wie Eislaufen, Feste oder Karneval.

Doch egal ob das Sujet nun kriegerische Feldzüge darstellt (Hannibals Zug über die Alpen oder Napoleons Rückzug aus Russland) oder Freuden des Alltags - für die Maler sind Schnee und düstere Himmel, Sturm, Feuer und Eis stets besondere Herausforderungen. Sie können damit realistisch, erhaben oder symbolisch die Qualen und die Not vorführen. Die Nähe zum Tod lässt sich etwa mit knorrigen Bäumen schildern, aber der Schnee birgt auch die Hoffnung auf eine Verklärung im Jenseits.

Selbst Tätigkeiten wie das Jagen werden im Zyklus des Jahres überhöht. Ob Romantik mit Caspar David Friedrich, Realismus mit Gustave Courbet, Impressionismus mit Claude Monet oder Alfred Sisley, selbst Goya als Vorbote der Moderne vermag mit seiner geheimnisvollen Art der Zeit toter Natur viel abzugewinnen.

Hochkarätige Leihgaben
Durch die etwa 140 hochkarätigen Leihgaben zum Bestand an Brueghels, Jacob Jordaens oder Giuseppe Archimboldo, aber auch elegant inszenierten Schlitten der Wagenburg, Skulpturen und Tapisserien, mussten drei Säle und neun Kabinette um den zentralen Ausstellungssaal ab- und umgehängt werden. Die Raumnot wird auch durch Zwischenwände deutlich, die allerdings die Chronologie nicht unterbrechen.

Skandinavien und Russland sind nur durch Edvard Munch und Malewitsch vertreten, die Reduktion auf den Westen Europas ist bei dieser Fülle jedoch nötig. Um den Winter zu zelebrieren, kam auch der reitende Napoleon von Jacques Louis David aus dem Belvedere, Peter Paul Rubens’ "Boreas" aus der Akademie, zuletzt überraschen Michael Powolny aus dem Museum für angewandte Kunst (MAK), Anselm Kiefer und der Schlitten des Kunstschamanen Joseph Beuys aus Galerien.

Statt draußen zu frieren, heizt diese Pracht den Besuchern schon einmal kräftig ein.




URL: http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wzkunstgriff/kunst/405094_Schrecken-im-Schnee.html
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