Im Angesicht des Todes
Kunst. Der Salzburger Jakob Buchner stellt in der Galerie 5020 Fragen nach dem Umgang mit Attentaten. Eva Engelbert verarbeitet Utopien.
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). So hoch oben an der Wand hängen sonst nur die Fotos von Staatsoberhäuptern in Amtsräumen. In der Galerie 5020 hat Jakob Buchner seine Serie von Schwarz-Weiß-Porträts in die Zone der Ehrenplätze gehängt. Die Kontroverse ist damit eröffnet: Buchners Porträtreihe „AKTEURe“ zeigt die Gesichter von Attentätern. Ein Bild von Mohammed Atta hängt da, der 2001 das World Trade Center zum Einsturz brachte. Ein anderes Bild zeigt Anya, eine Anführerin der tschetschenischen „Schwarzen Witwen“. Und dazwischen hängt ein Porträt des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg – einem der berühmtesten Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.
Nach welchen Kriterien werden Anschläge bewertet, verurteilt oder legitimiert? Die Frage stellt der junge Salzburger, der in Wien Malerei studiert, indem er die ikonischen Bilder aus verschiedenen Kontexten in eine Reihe hängt. Erweitert wird das Thema durch eine Serie, für die Buchner Attentatszenen aus Filmen wie „Valkyrie“ in Malerei übersetzt hat.
In einem anderen Raum ist Jakob Buchner auch selbst als Akteur zu sehen: In einem Video zur Ausstellung „Tomorrow“ von Eva Engelbert, die derzeit in den Haupträumen der Galerie 5020 zu sehen ist, spielt er mit. Engelbert beschäftigen Fragen nach menschlichen Utopien, Vorstellungen einer besseren Zukunft, deren Erfüllung aber in den gezeigten Werken immer in ungreifbare Ferne rückt.
Im erwähnten Video sieht man eine Gruppe junger Menschen Vorbereitungen treffen: Für eine Demo? Eine Revolution gar? Wer weiß. Das Video ist eine Endlosschleife, die immer wieder von vorn losgeht. Dazu passt auch ein großes Sperrholzbild, in dessen Oberfläche Engelbert ein Zukunftsversprechen eingefräst hat: „If it ever arrives, I’ll invite you all to my home there“: Wenn es je passiert, lade ich euch alle ein.
Ob es je passiert? So , wie das Bild gegen die Wand gelehnt auf dem Boden steht, lässt es an ewige Provisorien denken. Die Zukunft muss sich gedulden.