ARIANE GRABHER
Bregenz (VN) Mit einem "Eco Oltremonte", einem Echo jenseits der
Berge, wartet das Magazin 4 in seiner neuesten Produktion auf. Dabei
dient der künstlerische Widerhall den beiden Kuratoren Oscar Sandner
und Wolfgang Fetz, auf die - frei nach Brecht - jenseits der Berge
die Schwierigkeiten der Ebene warteten, Verbindung zwischen Italien
und Österreich. Mit Mario Airo, Massimo Bartolini und Bruna Esposito
sind zwei Künstler und eine Künstlerin zu sehen, die zu den
bekanntesten ihrer Generation in Italien zählen.
Typisch italienisch
Anfangs der 60 er Jahre geboren, der Arte Povera entwachsen,
ortet Oscar Sandner etwas "typisch Italienisches", das die drei,
über alle Unterschiede in Form und Ausdruck hinaus, verbindet. Dazu
gehören Klassizität, Formenstrenge bei aller Vielfalt, ein hoher
Grad der Reflexion und eine große Sensibilität.
Diese Eigenschaften führt die aktuelle Schau, die einen Aspekt
des diesjährigen Programmschwerpunkts Gruppenausstellungen im
Magazin 4 verkörpert, durchaus bildhaft vor Augen. In enger
gegenseitiger Zusammenarbeit zwischen den Künstlern ist eine
Installation entstanden, die drei Positionen zu einem
Gesamtkunstwerk vereint.
Mario Airo verschließt die Fenster mit Holztafeln, in die Verse
von Walt Whitman eingefräst sind und schafft mit Tannenzweigen eine
Verbindung zwischen Poesie und Natur. Während bei Sonnenschein das
eindringende Licht Buchstaben auf den Boden zeichnet, lässt Massimo
Bartolini durch das einzige offene Fenster ein Sprungbrett mit Stuhl
darauf wie eine ausgestreckte Zunge in den Raum ragen.
Planeten
Irritation und Sinnlichkeit gehen Hand in Hand, das Sprungbrett
wird zum Hilfsmittel, das die Füße das tun lässt, was die Augen
sowieso können. Aus der Toskana stammend, ist die Landschaft eine
unabdingbare Bedingung für das Werk von Bartolini, wie in den beiden
Videoarbeiten "Der Seemacher" und "Dawn" deutlich wird. Dem
sprunghaften Eintritt in den Raum lässt er hier die Langsamkeit
eines tragikomischen Suizids und das Einbrechen der Dämmerung
folgen. Bruna Esposito stellt zwölf Marmorkugeln und eine
Alabasterkugel in den Raum. Die Alabasterkugel leuchtet unter
Zuhilfenahme einer Autobatterie wie ein heller Stern und holt die
Poesie auf den Boden der materiellen Tatsachen zurück, auch wenn
Assoziationen an Planeten oder an Sphärenmusik erlaubt sind. "Alles
hat ein Echo", sagt die Künstlerin und schafft das Wunder, die Dinge
zerbrechlich und vergänglich wirken zu lassen, auch wenn sie aus
Stein gefertigt sind.
Österreicher in Italien
Eigens für die Räume des Magazin 4 konzipiert, in enger
Zusammenarbeit der drei Künstler untereinander, ist die aktuelle
Schau, so Oscar Sandner, nicht nur eine Folge aus der
Sommerausstellung 2002 ("Medium Berge"), sondern "der Eckpfeiler
eines größeren Projektes, was sich auch im Titel widerspiegelt". Wie
"ein doppeltes Echo" wird eine österreichische Künstlerauswahl (u.
a. Gottfried Bechtold, Ruth Schnell, Walter Pichler, Oswald
Oberhuber, Peter Weibel) als "Eco Austriaco" demnächst die Villa
Poniatowski in Rom bespielen. Gleichzeitig sind italienische
Künstler im österreichischen Kulturforum in Rom zu Gast, womit das
Echo einen weiteren Widerhall findet.