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05.08.2003 - Kultur News
Moderne-Museum: Klappt's endlich - oder nicht?
Die lächerlich wirkenden Salzburger Kunst-und Museums-Querelen der letzten Zeit haben durchaus ernst zu nehmende Hintergründe.
VON BARBAR PETSCH


S
ie kann's net!" Brummen die einen, wenn es um die Salzburger Rupertinum- Chefin Agnes Husslein geht. "Gute Frau, bewegt viel!" Sagen die anderen. Auf jeden Fall war einiges los seit die frühere Sotheby's-Wien-Chefin 2001 für vorerst fünf Jahre das Salzburger Museum übernommen hat: Querelen mit Mitarbeitern, Streit um den Gelatin-"Pisser", Rücktritt des Vorstands des Rupertinum-Fördervereins. Dessen ehemaligen Präsidenten, den HNO-Professor Otto Staindl, klagte Husslein wegen übler Nachrede. Es geht um die Überweisung von rund 70 Millionen € auf Hussleins Privatkonto.

Spender war US-Milliardär Donald Kahn. Er hat Husslein das Geld zur alleinigen Verfügung gegeben, damit sie sich auf ihrem schwierigen Salzburger Posten (das Rupertinum gehört zum Land) besser bewegen kann. Sagt Husslein. Die über den Förderverein gelaufene und danach von Husslein abgebuchte Spende habe Schwierigkeiten des Vereins mit den Rechnungsprüfern nach sich gezogen. Sagt Staindl. Seit kurzem hat der Verein einen neuen Vorstand. Donald Kahn ist Vizepräsident. Präsidentin ist die Exfrau des Salzburger Galeristen Thomas Salis, Anna Christina Salis-Samaden, nach allgemeiner Auskunft eine Kunst-Kennerin mit vielen guten Kontakten. Thomas Salis sitzt im Beirat des Fördervereins, der den Namen des neuen Museums der Moderne auf dem Mönchsberg trägt, das, vom Rupertinum bespielt, 2004 eröffnet wird. Trotzdem: Alles seltsam? Weniger, wenn man die Situation genau betrachtet. Die Festspielstadt hat mit der Profilierung auf dem Gebiet bildender Kunst ein Problem.

Hans Holleins Guggenheim-Museum (im Mönchsberg) wurde und wird zerredet, die namhafte Privatsammlung Batliner, für das Moderne-Museum auf dem Mönchsberg vorgesehen, kommt nun bestenfalls in Form von Leihgaben. Die Grundfrage hinter all dem ist: Festspiele sind zeitlich begrenzt, Museen und Ausstellungshallen aber wollen das ganze Jahr über "unterhalten" sein, da ist Salzburg ein verschlafenes Städtchen. Was tun: bauen, in die Offensive gehen oder nicht? Das entzweit die Parteien. Und es muss alle am Museum der Moderne auf dem Mönchsberg Interessierten und dafür Verantwortlichen beschäftigen.

Die Frage ist nicht: Kann's die Husslein oder nicht. Sondern: Geht's überhaupt? Wird das neue Haus genügend Besucher finden? Dafür agiert, agitiert Husslein. Gemäß Landtags-Beschluss wird das Rupertinum selbstständig. Das heißt, private Geldgeber werden wichtiger. Daher der neue Förderverein. Das neue Museum braucht eine tüchtige Mannschaft und PR. (Auch wenn die Pisser-Causa vielleicht nur zufällig passiert ist). Also: Husslein hat recht, operiert aber auf steinigem Pflaster? Vielleicht. Jedenfalls handelt sie nachvollziehbar. Wenn es nicht klappt, wird sie Salzburg 2006, bis dahin läuft ihr Vertrag, verlassen. Gott sei Dank! Sagen manche. Vielleicht aber auch nicht gut, weil Husslein etwas fest anpackt, was seit langem eine Mühsal war: Salzburgs Ruf als Museumsstadt der Moderne zu "pushen". Ein Wagnis jedenfalls, denn dass die Moderne-Sammlungen der Länder von Besuchern überrannt wären, lässt sich nicht behaupten.



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