Kunstforum: "Emil Nolde und die Südsee"

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Heißglühende tropische Farbigkeit setzt das Kunstforum dem aktuellen Einbruch der Kältewelle entgegen - mit der ab Donnerstag zugänglichen Ausstellung "Emil Nolde und die Südsee". Die Schau stellt einen besonderen und nachhaltigen Aspekt im Werk des deutschen Expressionisten ins Zentrum, seine Reise nach Papua-Neuguinea 1913/14, wo ein Konvolut an Arbeiten (Studien, Aquarelle und Gemälde) entstand, die zu den Höhepunkten im reichen künstlerischen Schaffen Noldes (1867 - 1956) zählen.

Am 2. Oktober 1913 war Emil Nolde gemeinsam mit seiner Frau Ada vom Berliner Bahnhof Zoo zu der "unbeschreiblich schönen, wilden Südseereise" angetreten, die ihn über Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn in die Mandschurei, nach Japan, China und von Hongkong nach Deutsch-Neuguinea (heute Papua Neu Guinea) führte. Als Teilnehmer der "Medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition" unter der Leitung des Augenarztes Alfred Leber, Begründer der deutschen Tropenophthamologie, war Nolde für das "stammeskundliche Zeichnen" verantwortlich.

Die "authentische", "primitive" Ausdrucksweise der Stammeskunst hatte Emil Nolde, 1911/12 im Berliner Völkerkundemuseum für seine Kunst entdeckt. Die Ausstellung kann erstmals diese Berliner Studienzeichnungen als geschlossenen Block präsentieren und die daraus resultierenden Gemälde. Vor Ort selbst interessierte sich Nolde für die Stammeskunst dann aber nur noch als Sammler, seine Gemälde und Skizzen galten der Landschaft, einer Südsee-Farbexplosion, die expressiver "Übertreibungen" gar nicht bedurfte und der Darstellung der Menschen, für die der Ausdruck "Wilde" damals noch kein politisch unkorrekter war.

Neben den in der Südsee entstandenen Bildern von glühender Farbintensität, den Skizzen und Aquarellen, die durchwegs von der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde in Schleswig Holstein zur Verfügung gestellt wurden, werden auch Masken, Figurinen und Fetische gezeigt, die Nolde von der Reise mitgebracht hat, ergänzt um passende Objekte aus dem Wiener Völkerkundemuseum.

Ein Südseereise-Traum ist die Suche nach dem "Urnaturleben" nicht geworden. Auf Neu-Pommern (heute New Britain) in der damals deutschen Kolonie des Bismarck-Archipels erkrankte Nolde schwer an Amöben-Ruhr. Eine weitere Expeditionsteilnehmerin, die Krankenschwester Gertrud Arnthal starb im April 1914 und Nolde entschloss sich zu vorzeitiger Rückreise. Die Nachricht vom Ausbruch des Krieges erreichte ihn im August 1914 in Ägypten. Der Dampfer, mit dem er von dort nach Genua übersetzen wollte, wurde vom britischen Militär aufgebracht, sein Gepäck mit den Südseebildern beschlagnahmt. Nolde konnte sie erst 1921 in Plymouth wieder ausfindig machen.

Der künstlerischen Aufbereitung des Erlebten in großen Leinwandbildern ist der letzte Ausstellungsteil gewidmet. Der Ausklang bietet damit auch eine klimatische Einstimmung auf den Winter vor der Tür. Denn neben den Südseebildern finden sich hier auch Reisebilder aus Japan und China und zum Abschluss auch aus Sibirien, wie die dick vermummten "Frierenden Russen".

Die bis 3. März laufende Ausstellung wird anschließend in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München (23. März bis 26. Mai 2002) zu sehen sein. Der dickleibige Katalog (Hirmer Verlag) wird um 29 Euro (399,05 ATS) angeboten. Im wie stets reichhaltigen Rahmenprogramm zur Schau wurde dem Angebot für Kinder (Kerzengestalten Aquarellmalen, Warten auf den Heiligen Abend am 24. 12 von 11 - 15 Uhr und dem Kindersilvester) diesmal besonderes Augenmerk gewidmet. Geändert wurden auch die Öffnungszeiten. Der lange Öffnungstag wurde nun auf den Samstag (10 - 21 Uhr) verlegt. Am 24. Dezember ist die Schau bis 15 Uhr geöffnet, am 31. Dezember bis 21 Uhr, am 1. Jänner ab 14 Uhr.

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