Fotografien von Vera Mercer im Ausstellungshaus Daniel Spoerri

Totes, pralles Leben


So tot, wie er ist, sieht der Vogel gar nicht aus.

So tot, wie er ist, sieht der Vogel gar nicht aus. So tot, wie er ist, sieht der Vogel gar nicht aus.

Es ist tatsächlich "Nature morte" von Blumen und Tieren, die eben aus dem Leben gegangen sind. Vera Mercer, die in den 60er Jahren in Paris in "Les Halles" begann, mit der Kamera blutige Schweineköpfe zu bannen, hat ihre auf große Aquarellpapiere ausgedruckten Stillleben mit Daniel Spoerris neuen Fallenbildern, den "Mosaiktischen", im Ausstellungshaus in Hadersdorf vereint.

Information

Ausstellung
Vera Mercer & Daniel Spoerri
Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp
bis 30. Oktober

Den Dingen haftet noch die glänzende Frische des Meeres und üppige Farbigkeit an, kein Hauch von Vergänglichkeit oder Austrocknung lässt uns an den Tod denken oder Ekel aufkommen, keine Fliege nähert sich. Nur die Mauern im Hintergrund bröckeln, die Tische haben Patina und Gläser, Kerzenständer und Geschirr sind antiquarische Raritäten. Die perfekte Bühne inszenierter "Eat-Art".

Mercer ist Tochter eines Bühnenbildners am Darmstädter Theater und war, wie ihr erster Mann, Daniel Spoerri, Tänzerin. Um 1960 in Paris fotografierte sie Marcel Duchamp, Niki de St. Phalle und Jean Tinguely, später auch Samuel Beckett oder Andy Warhol in Amerika, wohin die Berlinerin 1973 mit ihrem zweiten Mann, Mark Mercer, ausgewandert ist. Die Eindrücke aus den Markthallen in Paris haben sie nie losgelassen und die neue Computertechnik erlaubt die Perfektionierung der damals raren Farbaufnahmen, die sie ebenso perfektionistisch mit Tintenstrahldrucker auf große Papierbögen überträgt.

Das pralle Leben und die appetitanregende Wirkung verstören, da es sich um frisch erlegtes Wild oder geschlachtete und gehäutete Tiere handelt, die zwischen geschnittenen Rosen und Hibiskusblüten noch einmal ihr Leben aushauchen. Die Tintenfische und Muscheln sind feucht, ihre Augen klar wie die Titel: "Hybiskus with Octopus". Nicht nur durch das große Format wirken sie wie barocke Stilllebenmalerei aus Holland.

Mercer hängt die Blätter in ihre Restaurants in Omaha, sie lebt in Nebraska und in Paris, auch Hotels bis Seoul und Hongkong lieben die Werke als Wandinstallationen. Ihr interessanter Lebenslauf spielt in den hoch ästhetischen Werken eine große Rolle - französische Lebensart, gut vermarktet in Amerika.




URL: http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wzkunstgriff/kunst/404547_Totes-pralles-Leben.html
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