Herzig-Werkschau im Klosterneuburger Essl Museum
Zwei neue Ausstellungen werden im Essl Museum in Klosterneuburg gezeigt: Am Dienstag präsentierte Sammler Karlheinz Essl vor der Eröffnung am Dienstagabend die Personale "Wolfgang Herzig - Ein Realist wird 70" und die Schau "Focus: Abstraktion", beide kuratiert von Andreas Hoffer.
Beleibte Damen sind sein Markenzeichen: Wolfgang Herzigs Ouevre nimmt mit seinem zumeist gegenständlich-kritischen Schaffen eine unverwechselbare Position in der österreichischen Nachkriegsmoderne ein. Seine ornamental-figuralen, oft skurrilen Bildkompositionen voll saftiger Farbigkeit - realistisch, nicht aber naturalistisch, so Hoffer - thematisieren das Alltägliche auch und gerade in seiner Hässlichkeit, ohne die dargestellten Menschen - darunter Badende, Nackte, Trunkene, Erschöpfte - gänzlich ihrer Würde zu berauben.
Essl erkennt zwei wesentliche Themen: einerseits die Banalität des Lebens "in der Atmosphäre eines Helmut Qualtinger", andererseits Brutalität und Gewalt in der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat Herzig, von der Kunsthistorikerin Brigitte Borchardt-Birbaumer in ihrem Katalogbeitrag als "Meister der kühnen Langeweile" apostrophiert, zu einer stilistischen Weiterentwicklung gefunden, die körperliche Plastizität und Flächigkeit verbindet. Starke Kontraste werden reduziert, die Figuren erinnern teilweise an romanische Christusdarstellungen. Die neuesten Arbeiten gelangten direkt aus dem Atelier in die Ausstellung.
Die abstrakte Malerei, gegen die sich Herzig schon in seiner Jugend bewusst entschieden hat, bildet gleichsam als Kontrapunkt den Schwerpunkt der zweiten Ausstellung: Im Mittelpunkt steht die abstrakte Malerei seit 1945, von der Ecole de Paris über die Colourfield Painter bis zur Gruppe St. Stephan und zeitgenössischen Arbeiten. Ob die Farbe zur Materialität mutiert, wie bei Franz Grabmayr und Hartwig Ebersbach, die Bildfläche behandelt wird, wie bei Hannes Mlenek und Hubert Scheibl, oder ein eher geometrischer Ansatz wie bei Sarah Morris und Florentine Pakosta vorherrscht, die internationale Moderne ist in unterschiedlichen Ausprägungen präsent. Ein eigener Raum ist dem österreichischen Künstler Hans Bischoffshausen (1927-1987) gewidmet.
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