Gericht

"Heinzelmännchen" und Kunstexperten

09.08.2007 | SN
Bawag-Vorstand bewertete die Gemälde von Wolfgang Flöttl viel zu hoch - Aufsichtsrat wurde übergangen

Wien (SN-pef). Sie seien von Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner über den Wert des Vermögens von Wolfgang Flöttl getäuscht worden, sagten am Mittwoch vier Bawag-Vorstände unisono. Der erfolglose Investmentbanker hatte nach den Verlusten von 639 Mill. Dollar bei riskanten Spekulationsgeschäften Immobilien auf den Bahamas, auf Bermuda und ein Palais in London sowie seine Kunstsammlung mit Meisterwerken zahlreicher Impressionisten im Oktober 1998 der Bawag übertragen. Damit wollte der Vorstand dann die Spekulationsverluste kompensieren.

Vor allem bei den Gemälden wichen die Angaben Elsners vom tatsächlichen Wert erheblich ab. Diese wurden mit 850 Mill. Dollar an die von der Bawag in Liechtenstein eingerichteten Stiftungen übertragen. Der tatsächliche Ankaufswert der Bilder durch Flöttl betrug 223 Mill. Dollar, 154 Mill. Dollar davon waren beim Auktionshaus Sotheby's kreditfinanziert worden.

Flöttl betonte: "Ich habe niemals Werte bestätigt! Es wäre völlig wahnsinnig gewesen, zu behaupten, ich hätte Kunst im Wert von 600 bis 800 Millionen Dollar!" Er müsste ein "Heinzelmännchen" sein, um exakte Summen zu nennen. Der Wert hänge stets vom Kunstmarkt ab. Von mehr als den "Akquisitionskosten - das, was ich bezahlt habe", sei nie die Rede gewesen.

Ex-Bawag-Vorstand Peter Nakowitz räumte ein, dass die Versicherungswerte der Bilder nicht den eigenen Bewertungen entsprechend hinaufgesetzt worden seien. Begründung: Elsner sei aus Kostengründen dagegen gewesen. "Dann würde man sich doch bei redlicher Betrachtung mit einer Unterversicherung zufrieden geben", hielt Staatsanwalt Georg Krakow dem Angeklagten vor. Aber die Bilder seien sehr sicher gelagert gewesen, nämlich in einer Kunstaufbewahrung unter dem Zürcher Flughafen, so Nakowitz.

Wie freihändig die Bawag-Führung agierte, zeigte ein Fax, mit dem Nakowitz bereits am 27. Oktober 1998 um die Überweisung von 154 Mill. Dollar an Flöttl ersucht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Bawag-Vorstand Aufsichtsratschef Günter Weninger noch gar nicht im Detail in den so genannten Totalverlust eingeweiht und auch nicht seine Zustimmung für weitere Neuinvestments bei Flöttl in Höhe von 250 Mill. Dollar eingeholt. Nakowitz zum Fax: "Die Schritte sind in schneller Abfolge erfolgt. Wann die Überweisung erfolgt ist, ist mir nicht mehr in Erinnerung."

Archiv
Salzburg: Stadt SalzburgFlachgauTennengauPongauPinzgauLungau
Nachrichten: InnenpolitikWeltpolitikSportWirtschaftChronikKulturHiTecimBildZeitung
Interaktiv: DebatteBlogsVideoBabybilder WizanySalzburgwiki
Freizeit: VeranstaltungenKinoMusikSpieleReisenWetterHoroskopGewinnspiele
Marktplatz: KarriereImmobilienMotorJobloungePartnerbörsePreisvergleichShopping Mall
SN-Service: Archiv Abo AnzeigenpreiseOnline Werbung MediadatenSN Saal Wir über uns
Salzburger Woche Service: Anzeigenpreise Kontakt
Leseliste löschen Gelesene Artikel löschen