Tex Rubinowitz at his best

Seit 15 Jahren zeichnet er für eine ständig wachsende Anhängerschaft. Witzcartoons aus Tex Rubinowitz' letztem Buch sind nun im Palais Palffy zu sehen.
Von Barbara Pichler.


(Für ganzes Bild anklicken) / ©Bild: Tex Rubinowitz
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Kinn hat er ein ganz normales - und überhaupt schaut er einfach wie ein netter, vielleicht schüchterner Mensch aus. Seit 15 Jahren zeichnet er seine unverwechselbaren, krakeligen Männchen, Tierchen und sonstige Figürchen - und hat eine glühende Anhängerschaft bei den Lesern von "Standard", "Falter" und sogar der "Zeit" gefunden. Und das, obwohl er selbst seine Sachen gar nicht so lustig findet. "Natürlich lache ich gerne", bekennt Rubinowitz, "aber ich habe Probleme mit der neuen Lachgesellschaft, die alles zwanghaft vergackern muss."

Der Charme des Räudigen

Den Charme seiner Zeichnungen macht nicht zuletzt sein Werkzeug aus: der Bic-Kugelschreiber. "Der ist nicht nur billiger, sondern auch wunderbar unelegant", erläutert der Strichel-Artist: "Die alten und ausgeleierten Kugelschreiber, die ich verwende, sondern während des Zeichnens kleine Batzen ab. Dadurch wird das Ganze ein bisschen räudig. Das gefällt mir."

Bekennender TV-Junkie

Zentrale Inspiriationsquelle für Tex Rubinowitz ist das Fernsehen. Der bekennende Wenig-Leser outet sich als echter TV-Junkie. Allerdings betrachtet er seinen Fernsehapparat - einen echten Oldtimer - mehr als akustisches denn als optisches Stimulans. "Während des Fernsehens zeichne ich meine Kringel und Figuren - und registriere so nebenbei, was hörspielartig zu mir vordringt aus dem Fernseher. "

(Für ganzes Bild anklicken) / ©Bild: Tex Rubinowitz
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"Zum Beispiel hat Josef Broukal einmal gesagt: 'Leben ist möglich in kochender Säure.' Ich musste diese Formulierung unbedingt aufschreiben - und habe sie einem kleinen rotznasigen Burschen in den Mund gelegt. Es fehlte aber noch etwas - nämlich das 'Aber ohne mich!' Damit war das Kunstwerk perfekt."

Schwimmen über alles

Tex Rubinowitz ist eine Sportskanone: Beim Zeichnen allerdings bewegt er maximal zwei Finger. Um das ganze Ensemble menschlicher Gliedmaßen in Schuss zu halten, frönt er dem Schwimmsport. "Schwimmen ist für mich die angenehmste Fortbewegungsart", erklärt Rubinowitz, nachdem er 5000 Meter locker gekrault ist und prustend aus dem Sportbassin des Wiener Strandbades Gänsehäufl steigt. "Ich kann zum Beispiel überhaupt nicht richtig gehen. Da kriege ich immer Kreuzschmerzen. Und Radfahren? Das ist für mich wie Fabriksarbeit. Beim Schwimmen ist man so nahe an der Schwerelosigkeit."

Tex Rubinowitz bei der Arbeit
Tex Rubinowitz bei der Arbeit

Seit 16 Jahren wohnt der gebürtige "Piefke" aus Lüneburg in einer Wohngemeinschaft im sechsten Wiener Gemeindebezirk. Hier häuft der notorische Sammler verschiedenste Objekte an. Das Sammeln ist für Rubinowitz eine typisch männliche Eigenschaft - das angeblich starke Geschlecht lebt damit im Jahr 2000 den verkümmerten Jagdtrieb aus. Und was sammelt Rubinowitz?
1) Sparbücher, die er auf entlegenen Inseln eröffnet hat.
2) Abgerissene Laschen von Milchpackungen.
3) Ausgestopfte Vögel.

An der Federvieh-Kollektion hängt der Künstler ganz besonders. "Ich nenne die Tierchen meine 'Wohlfühl-Vögel'. Wenn es mir schlecht geht, belohne ich mich mit einem Vogel. Einmal hat es bei meinem Präparator keinen Vogel mehr gegeben - da musste ich dann auf ein Gnu zurückgreifen."

Im vergangenen Jahr hat Tex Rubinowitz sein mittlerweile viertes Buch herausgebracht. Titel: "Und für Leute, die überhaupt nicht lesen können, ist die Zigarette durchgestrichen." (Haffmans Verlag).

"Novelle klingt so herrlich verzopft"

In diesem Band finden sich nicht nur die ungelenksten Krakeleien der letzten Jahre, sondern auch drei Novellen aus der Feder des Zeichners. "Ich weiß nicht mal, was Novellen genau sind", gibt Rubinowitz zu, "aber es klingt so leicht, so federkielmäßig verzopft, und das gefällt mir. Außerdem fällt mir das Schreiben viel leichter als das Zeichnen. Das nächste Buch soll übrigens ein Roman mit nur drei Witzzeichnungen werden. Titel hab' ich schon: 'Ich kam als Bittsteller und ging als Gaukler'."

Tipp:

Im Wiener Palais Palffy werden derzeit rund 300 Schöpfungen des deutsch-österreichischen Humorkünstlers gezeigt. "Tex Rubinowitz - Und für Leute, die überhaupt nicht lesen können, ist die Zigarette durchgestrichen"; von 28. Juni bis 8. September 2000 in der großen Galerie im Palais Palffy.

Links:

Tex Rubinowitz mit Zeichnungen, Texten und einer Bibliografie.
Lebenslauf
Interview "Ich bin ernst und langweilig".

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