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04.09.2003 - Ausstellung
FOTOGALERIE WIEN. PERFECT MOMENTS


Einer wandert durch hochalpines Gelände. Den Wanderer sieht man nicht, nur die unruhige Bewegung des Videos mit ungeschnittenen Bildern von Steigen, Grasbüscheln, Steinen, Himmel, Felswänden lässt darauf schließen. Der Autor, Hanns Otte, hat sich und seine Subjektivität ganz aus dem Geschehen herausgenommen. Einzig ein paar an der Wand hinterm Monitor aufgehängte Postkarten von Marterln und Gipfelkreuzen verweisen darauf, dass hier einer gestaltet hat. Wie in seinen gestochen scharfen Farbaufnahmen von der "Großglockner Hochalpenstraße" liegt die Stärke der Video-Arbeit in der Spannung zwischen nüchterner Aufzeichnung und dem vorsichtigen Hinlenken des Blicks auf die Schnittstellen von Mensch, Natur, Kultur: auf Schutzhäuser, Seilbahnen, Straßenstücke. Diese Schnittstelle umkreist auch Eva-Maria Riegler mit ihrer Fotoinstallation "Intime Landschaften". Allerdings setzt sie auf Witz, Ironie, legt die Kamera in die Wiese, lässt aus Lautsprechern Vogelzwitschern und Bienengesumse ertönen und begegnet der Natur aus der intimen Perspektive von Liebenden. Martin Osterider wiederum reflektiert in seinem japanischen Zyklus das Warten von Foto-Touristen auf "den perfekten Moment". Schöner Kontrast dazu: Martin Veselys romantische Vulkanaufnahme. Extrem vergrößert und mit Eichenholzrahmen kokettiert diese Arbeit mit jenem auratischen Potential, das der Malerei zugesprochen wird. Den Archiv-Gedanken pflegen Eva Brunner-Szabe & Gert Tschögl mit einer Konzeptarbeit aus Fundstücken, Wasserproben und jeweils fünf Schnappschüssen, aufgenommen an diversen international bekannten Meeresstränden. Wie denaturierbar die Natur ist, belegt Thomas Wrede mit einem fast schon plumpen Zyklus über Landschafts-Attrappen in bundesdeutschen Themenparks (IX., Währinger Straße 59; bis 1. Oktober.) Johanna Hofleitner



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