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Rücktritt

MAK-Direktor Peter Noever tritt zurück

von Andrea Schurian  |  23. Februar 2011, 21:27
  • Artikelbild: Peter Noever Anfang Februar bei der Pressekonferenz zu 
'Art, Not Compromise / Kunst statt Kompromiss' im Museum für angewandte 
Kunst - Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

    Peter Noever Anfang Februar bei der Pressekonferenz zu 'Art, Not Compromise / Kunst statt Kompromiss' im Museum für angewandte Kunst


Peter Noever hat mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung des Mak zurückgelegt

In einem Brief an Kulturministerin Claudia Schmied und das Kuratorium bekennt er Fehler ein: "Ich hätte mir das Ende anders vorgestellt."

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Wien - Peter Noever war und ist ein Mann schneller und radikaler Entschlüsse. Den zum Rücktritt fasste er vorgestern auf dem Flug von Moskau nach Wien. Der Direktor des Museums für angewandte Kunst (Mak) kam gerade von Vorbereitungen für die Ausstellung Austria Davaj! zurück. Die von Noever kuratierte großangelegte Schau von zeitgenössischer Kunst, Architektur und Design aus Österreich soll im Mai im Moskauer Architekturmuseum Muar stattfinden - allerdings wird Peter Noever dann nicht mehr Direktor des Mak sein.

"Ich hätte mir das Ende meiner Tätigkeit anders vorgestellt" , sagte Noever, der seit 1986 das Mak leitet, dem Standard. In einem Schreiben an den Kuratoriumsvorsitzenden des Mak, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, und an Kulturministerin Claudia Schmied hatte er - mit sofortiger Wirkung - am Mittwoch nachmittag seinen Rücktritt als Geschäftsführer des Mak bekanntgegeben.

Er habe, schrieb Noever, dessen Vertrag per Jahresende ausgelaufen wäre, "Fehler gemacht, für die ich allein verantwortlich bin. Ich hätte retrospektiv die Veranstaltungen (rund um die Geburtstage der Mutter, Anm.) - auch wenn sie dem Museum genützt haben - der Privatsphäre zuordnen müssen." Schmied, deren Büro Noever vor drei Jahren zur großen ministeriellen Zufriedenheit aufmöbelte - als "freiwillige künstlerische Arbeit im Dienst der Republik" , so die glückliche Ministerin damals - übertrug die interimistische Leitung an Noevers bisherige Stellvertreterin, Martina Kandeler-Fritsch.

Reingewaschen

Am 31. Jänner hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PriceWaterhouse Coopers in einem Bericht an das Kuratorium Noever von allen sonstigen ihm zur Last gelegten Vorwürfen und "Malversationen" (Schmied) reingewaschen - nur die Geburtstagsfeste für seine Mutter wurden beanstandet. Da es sich um "Mischveranstaltungen" gehandelt habe, hatte PWC angeregt, dass Noever die Hälfte der üblichen Mietkosten privat zahlt. Was dieser auch tat. Das Kuratorium war zufrieden, die Krise beigelegt - wäre Noever nicht initiativ geworden. Und hätte, freiwillig und zu seinem Nachteil, Nachtragsprobleme auf den Tisch gelegt: Nicht nur, wie von PWC festgestellt, Mieten und Personal seien von ihm anteilig abzudecken, sagte er Treichl; sondern es wären, im Zusammenhang mit den Geburtstagsfesten, weitere Aufwendungen vom Haus getragen worden, die er privat zahlen müsse. Noever verpflichtete sich, den Schaden sofort und vollständig zu begleichen. Diese "tätige Reue" bringt übrigens im Falle einer - wie von Schmied angekündigten - Strafanzeige die Strafwürdigkeit seines Verhaltens zum Erlöschen.

Künstler, aber auch Mitarbeiter des Hauses reagierten betroffen. Erwin Wurm nennt Noever im Gespräch mit dem Standard den innovativsten österreichischen Museumsdirektor der letzten 20 Jahre, der das Mak aus dem Dornröschenschlaf geholt und international einzigartig vernetzt habe. Er bedaure die Hexenjagd auf Noever und "dass man ihn nicht dafür würdigt, was er für Kunst und Künstler getan hat, sondern an ihm ein Exempel statuiert, das man in hunderten Fällen politischer Verantwortungsträger versäumt hat." (Andrea Schurian, DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2011)

Nachlese:
58 Bewerbungen fürs MAK
Keine Kommission, Schmied entscheidet selbst

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Posting 1 bis 25 von 214
1 2 3 4 5
24.02.2011 12:37
Bravo!

Die Kleingeister haben endlich (wieder) gewonnen

24.02.2011 12:10
noever davaj!

so ist ihm das schicksal sesselklebender geronten nahezu erspart geblieben.

24.02.2011 12:10
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dieses entschuldigen wollen, dieses gegenrechnen,dieses den rücktritt als edel bezeichnen, dieses dahinsudern, das ist elendes beschönigen der
linksgrünen guten. wenns einen der ihren erwischt ist alles erlaubt oder wird beschönigt!
weg mit all diesen typen, egal ob rot, schwarz,
blau, grün, orange oder regenbogen!

Prof. Dr. Otto Psoter
24.02.2011 11:59
2011 ein schlechtes jahr für egomanen :-)

24.02.2011 11:32
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Ein unverschämter Reinwaschungs-Versuch und Gefälligkeits-Journalismus in seiner übelsten Form. Shame on you, Ms Schurian!

24.02.2011 11:37
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Frau Schurian hat ja schon als ORF-Mitarbeiterin Noever gepuscht.

24.02.2011 11:20
nicht schön genug

Gerechtigkeit1
24.02.2011 11:04
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Der "feine" Herr Peter Noever

Also diesen Abgang hat er nicht verdient:
Wie hat PN die letzten 15 Jahre verbracht? Fast alle weiblichen Mitarbeiter inkl. die jetzige Nachfolgerin landeten bei ihm im Bett - nicht nur einmal! Natürlich gesellten sich auf andere Damen im Umfeld von PN zu ihm ins Bett. Warum schreibt Frau Andrea Schurian so leidenschaftlich über den "feinen" Mann?!
Das zur menschlichen Seite von PN! Vollkommen unmenschlich war sein Umgang mit seinen sonstigen Untertanen. Siehe Fluktuation, Burn out seiner "Sklaven". Für uns Steuerzahlen: Er verprasste extrem viel Steuergeld für Geschenke/Zuwendungen für Politiker, die ihn dann jahrelang die Stange hielten. Genau diese hauen jetzt auf PN hin. So läufts in Österreich. Feine Leute, die da oben!

24.02.2011 10:26
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Ich unterstelle Frau Schurian jetzt einmal ein Naheverhältnis zu Hrn. N. Anders kann ich mir den Versuch der Reinwaschung im Rahmen obigen Artikels nicht erklären. Man weiß doch schon zu viel vom System Noever, als dass der Versuch, ihn nun zum Märtyrer zu machen, funktionieren könnte. Ein gewisses Maß Anstand kann ich beim Rücktritt erkennen. Mehr aber auch nicht.

24.02.2011 10:55
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noever ist eine persönlichkeit mit ecken und kanten

und hat in 20 jahren sehr viel für das mak geleistet, was nicht in geldmengen gemessen werden kann- er hat es international als marke etabliert. das darf/muss man auch würdigen.
der/die nächste leiter/in wird keine feste im mak anlässlich des geburtstags seines/ihrer mutter veranstalten, aber er/sie wird sich sehr anstrengen müssen, das mak ähnlich erfolgreich wie noever zu führen.

24.02.2011 10:09
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Alte Bande

Ein sehr wohlwollender Artikel für offenbar strafrechtlich relevante Malversationen iHv mehr als € 100.000,--.

24.02.2011 10:36

ach, wenn nur andere aus der machtelite österreichs so zu ihren malversationen stehen würden.

24.02.2011 11:29

Zu seinen Malversationen zu stehen, wenn sie unwiderlegbar erwiesen sind, ist kein Akt von Edelmut.

es gibt immer Blöde die glauben wenn sie mal Chef sind können sie sich alles leisten. Daß sie eigentlich Diebe sind verstehen die erst wenn sie vor dem Richter stehen. Ein Elsner aber nicht einmal dann

24.02.2011 10:01
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Was für ein Weltenbürger, am Flug von Moskau nach Wien wird so eine Entscheidung getroffen. Ich bin zutiefst beeindruckt.

Die parlamentarische Anfrage über den Herrn Direktor:

http://www.wolfgangzinggl.at/index.php... ressed=314

Warum wurden eigentlich die ursprünglich 6 Jahre verlängert auf über 20? Das das keinen frischen Wind in den Laden bringen kann, ist ja wohl offensichtlich.

MyNameIsNobody23
24.02.2011 09:58
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Blumen für Kim Yung Il Noever!

...und bitte auch nicht die Blumen für die liebe Mama vergessen!

24.02.2011 09:46
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Noever, Wurm, wer fehlt noch? Die Krinzinger??

Grade der Kunst-Scharlatan Erwin Wurm hält seinem Freunderl die Stange. Kein Wunder. Eitle Männer, die an ihrer eigenen Wichtigkeit schier ersticken. In der 80ern war der Wurm Profi-Opportunist. Jetzt ist er Professor. Für ein Landei aus Bruck eine tolle Karriere.

24.02.2011 09:35
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Schurian tritt zurück!

Habe selten so einen parteiischen und subjektiven Artikel gelesen! Beginnend voll des Lobes mit "ein Mann schneller und radikaler Entschlüsse" , dann geht es weiter mit der glücklichen Ministerin (anno dazumal, als ihr Büro meisterlich aufgemöbelt wurde), über Reinwaschung (was für eine Diktion, ine einem Aufwasch mit Geldwaschen und Green-Washing viell. doch negativ konnotiert?) durch die Wirtstchaftsprüfer "nur" die Gebursttagsfeste zu beanstanden, und dann abschliessende Hymnen aus dem Kreis der Bewunderer?

Überlege schon seit ihrem unsäglichen Artikel über die Twin-City-Liner-Anlegestelle-Architektur den Standard abzubestellen, jetzt ist es wohl soweit!

Danke für die Entscheidungshilfe Frau Schurian!

24.02.2011 09:33
na sch*** an...

lächerlich! als ob es anderswo nicht viel mehr gründe für div. rücktritte gäbe.

24.02.2011 09:29
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Vorbildliches Verhalten.

Ich fühle mich nicht in der Lage, etwaige Verfehlungen von Herrn Noever so zu überblicken, dass ich ein Urteil dazu abgeben könnte. Ich weiß nur zwei Dinge: Zum einen ist das MAK ein Ort, den ich immer gerne aufgesucht habe, gleich ob Besuch im Museum, im Museumsshop oder im Restaurant.

Zum anderen ist diese Art, Verantwortung zu übernehmen und persönlich schmerzhafte Schritte zu setzen vorblildlich. Das gilt sowohl im Vergleich mit Politikern, als auch mit Führungskräften oder einfach mit Hinz und Kunz.

24.02.2011 12:25

Ich denke, Noever hat interessante Ausstellungen gebracht. Ich habe Sie gerne besucht.
Allerdings für mich zu wenige Ausstellungen zum Thema "angewandte Kunst".
MAK- Restaurant mochte ich vor dem letzten Umbau.
Zusätzlich wird jetzt offensichtlich die Abluft des Restaurants durch die Ausstellungsräume im Keller geführt. Da ist irgendwie leider kein Geld für eine Behebung vorhanden.

Was genau in Bezug auf Noever haben Sie in den letzten Monaten verschlafen, dass er für Sie "vorbildlich" ist?

24.02.2011 10:25
Weiß ich nicht.

Ich habe ja zugegeben, dass ich über die genauen Umstände nicht Bescheid weiß. Ich habe lediglich ein paar Artikel zu diesem Thema im Online Standard gelesen. Das reicht zumindest, um sich eigene Gedanken darüber zu machen.

Vorblildlich ist für mich, dass jemand auf seine Verfehlungen in dieser Form reagiert. Der allgemeine Tenor ist, dass das normal sein sollte. Ja, ist schon klar. Aber es ist halt in der Regel nicht normal. An seiner Stelle würden die meisten Personen eben nicht so handeln. Glauben sie nicht?

24.02.2011 09:52
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ich würde sagen

ein rücktritt einer 'öffentlichen person' nach einer verfehlung sollte normal sein. nur in ländern mit korruptionstendenzen (bella italia, felix austria etc.) gilt er als vorbildhaft.

Schilcherfreund
24.02.2011 09:23
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Ambivalenz

Einerseits die Unverfrorenheit und Chuzpe, öffentliches Eigentum für private Zwecke zu benutzen, andererseits dann die Geradlinigkeit, von selbst noch Dinge offen zu legen und kompromisslos für das eigene Tun die Verantwortung zu übernehmen.

Buh! und Chapeau liegen manchmal eng nebeneinander.

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