Kultur

Ein Kunstanarchist

10.08.2007 | SN
Das Stadttheater Klagenfurt würdigt das Schaffen von Viktor Rogy

MARTIN BEHR

KLAGENFURT (SN). Als der kürzlich verstorbene Klagenfurter Stadttheater-Intendant Dietmar Pflegerl nach Kärnten gekommen war, hatte er mit starker Ablehnung und Aggression zu kämpfen. "In dieser Zeit war ich manchmal sehr verzweifelt über diesen Hort von Kleinbürgern, der hier den Aufstand probte", schrieb Pflegerl. Dann traf er Viktor Rogy, den Aktionskünstler, Agitator, Kaffeehausbesitzer, Lebemann, Sprengmeister, Poeten und Kunstanarchisten. Für Pflegerl war der 2004 verstorbene Rogy "eine Lichtgestalt der Kärntner Kulturszene", ein "Mutmacher". Derzeit präsentiert das Stadttheater Klagenfurt eine umfassende Werkschau des vielseitigen Künstlers.

Kuratiert ist die auf alle Stockwerke des Stadttheater-Neubaus ausgedehnte Schau von Bela Ban, der Künstlerin und Witwe von Viktor Rogy. Zu sehen sind unter anderem Lichtinstallationen, die auf Kalligrafien des Künstlers zurückgehen, Fotos und Filmdokumente von Aktionen, politische Interventionen, wie etwa die mit Hitler-Bärten verunzierten Gesichter der schwarz-blauen Regierung. Er hat mit Erregungen spekuliert, 1977 etwa gründete er die "Arschpartei", bei der "jeder Nichtmitglied ist". Und doch war der widerspenstige Viktor Rogy kein extrovertierter Schreihalskünstler, eher ein still Leidender. Einer, dessen Horizont nicht in das Kleingeistschema der offiziell verordneten Kulturpolitik passte.

Bei Viktor Rogy vermengten sich Kunst und Leben, das chronische Unangepasstsein, die Liebe zur Verweigerung erinnert ebenso wie die Nähe zur Fluxus-Kunst an seelenverwandte Künstler wie Dieter Roth oder Claus Schöner. Strichkunstwerke auf Wirtshausrechungszetteln, outriertes Posing vor dem legendären Klagenfurter "cafe om", ein monumentales Reißnagelobjekt im öffentlichen Raum oder sein Grimassieren, das die "Charakterköpfe" eines Franz Xaver Messerschmidt zitiert und erweitert: Rogys Kunst ist ein steter Dialog aus Komik und Tiefgang, Alltag und Spiritualität, Subversivität und historischen Wurzeln.

Er war Schuster, Maurer, Stepptänzer, Architekt, Aktivist, Steinmetz und noch vieles mehr. Er bereicherte Kärnten, wo er nur wenige Gleichwertige, Ebenbürtige traf. Dietmar Pflegerl war einer davon.

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